"Gnadenlos aussortieren", schnarrte der silbergraue Ex-Fußballer zum wiederholten Male. Differenzierung, überlegte Distanz zu Bildern und massenmedialem Getöse empfahl dagegen der "Fußballprofessor". Der Fanbeauftragte wirkte pflichtschuldig überfordert, der Fanpolizist hingegen so, als hätte er die Sache gut im Griff. Zwei und zwei standen einander die Männer an einem Tisch gegenüber. Contra - der Talk heißt das zu dieser konfrontativen Studioaufstellung passende Format, das auf ORF 1 seit März als innovative Ergänzung des Programmangebots gilt.

Dienstagnacht waren mögliche Gründe und Folgen des sonntäglichen Hooligan-Platzsturms im Hanappi-Stadion Thema beim "Livetalk mit Benny Hörtnagl" - im fein differenzierenden Massenmedienjargon hieß das: "Schlachtfeld Stadion: Machtlos gegen Hooligans?" Der Moderator fragte ergebnisorientiert und mehrfach: "Wäre es zu verhindern gewesen?" - eine ärgerlich vereinfachende Aggro-Rhetorik, die auch in die ORF-Nachrichtensendungen Einzug hält.

Statt eines Gesprächs wurden fünfzig Minuten lang bloß absehbare Standpunkte und Klischees performt. Und die unvermeidliche Publikumsabstimmung über die Frage "Würdest du dich zum nächsten Rapid-Match trauen?" wurde völlig überraschend von zwei Dritteln mit Ja beantwortet.

Zuvor war bei Vox im Hauptabend übrigens zu sehen, wie Ö3-Mann und contra-Moderator Benny Hörtnagl als Modeschau-Host in einem Innsbrucker Einkaufszentrum von der deutschen TV-Erfindung Daniela Katzenberger spontan und ohne Stehtisch an die Wand gespielt wurde. Hätte man danach doch bloß ausgeschaltet. (Isabella Reicher, DER STANDARD; Printausgabe, 26.5.2011)