"Niemals vergessen" steht seit Jahrzehnten an der Wand der Gedenkstätte in der Salztorgasse - die Schautafeln sind neu.

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Wien - Zwischen einem Sonnenstudio und einer Videothek liegt die "Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes" in der Salztorgasse 6 im 1. Bezirk. "Niemals vergessen", steht an der dunkelroten Wand des Gedenkraumes - einem Ort in Wien, den nur wenige kennen.

Vielleicht ändert sich das nun ein wenig. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) hat die Gedenkstätte renoviert und mit einer Ausstellung aus 20 Schautafeln ausgestattet. Darauf stellen Fotos, Dokumentausschnitte und Erklärstücke dar, wie die Gestapo Widerstandskämpfer, Juden und ausländische Zwangsarbeiter verfolgte. Heute, Donnerstag (10.30 Uhr), wird das Mahnmal wiedereröffnet. Um 19 Uhr findet zu dem Anlass im Alten Rathaus in der Wipplingerstraße eine Lesung aus Texten von Opfern und Tätern statt.

Der Gedenkraum befindet sich genau da, wo der Lieferanteneingang des Hotels "Metropole" lag, das in der NS-Zeit Sitz der Gestapo-Leitstelle Wien war. Durch den Eingang wurden Verhaftete zu Verhören geführt. Häufig wurden sie gefoltert oder ins Konzentrationslager deportiert. Bomben zerstörten das Haus im Krieg. Später entstand dort ein Wohnhaus, in das 1968 eine Gedenkstätte eingerichtet wurde: Ein Raum, der bis vor einem Jahr mit einer kleinen Vitrine ausgestattet, kaum einen Eindruck davon geben konnte, was an diesem Ort geschehen war.

Die Umgestaltung kostete gut 60.000 Euro. Das Geld kam von der Stadt, dem Versöhnungsfonds, dem Nationalfonds, dem Unterrichtsministerium und privaten Spendern. Durch hohe Fenster und eine Glastüre kann man vom Gehsteig aus in den Raum sehen. Geöffnet wird vorerst aus Ressourcenmangel nur auf Anfrage (office@doew.at oder 01/2289 469/319). Eintritt frei.

Auch im Brigittenauer Gymnasium hatte die Gestapo 1938 ein Gefängnis eingerichtet. 1988 wurden die Kellerräumlichkeiten der Schule zur Gedenkstätte umfunktioniert. In diese fließen jetzt Ergebnisse eines Projekts ein, das sich mit Nazismus, Shoah und Zweitem Weltkrieg und der Vermittlung an Schüler mit Migrationshintergrund auseinandersetzt.

Nach dem Motto "Und was hat das mit mir zu tun?" haben Wissenschafter und Lehrer mit Schülern über zwei Jahre lang erforscht, wie "transnationale Geschichtsbilder zur NS-Vergangenheit in der postnazistischen Migrationsgesellschaft" aussehen. Am 26. Mai (18 bis 20 Uhr) wird das Projekt vorgestellt, danach ist die Gedenkstätte donnerstags von 16 bis 20 Uhr geöffnet. (kali, spri, DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2011)