Wien - Die Mühlen der Justiz mahlen (bisweilen) langsam, aber sie mahlen. In der Causa Hypo Alpe Adria wird die Staatsanwaltschaft Klagenfurt - Zustimmung des Justizministerium vorausgesetzt - als nächstes Anklage wegen der Begebung von Vorzugsaktien der Hypo-Leasing erheben.
Als nächstes steht dann der Themenkreis Hypo-Consultants auf dem Programm. Dabei geht es um den Verkauf der gleichnamigen Beteiligungsgesellschaften der Bank, in denen auch jede Menge fauler Kredite schlummerte. Hier liegt auch der strafrechtliche Aspekt: Die Bankmanager haben die Kredite (die sie ursprünglich mitverkaufen wollten, um das Risiko zu verringern) behalten und Sicherheiten aufgegeben - mit der Konsequenz, dass Millionen von Euro an Wertberichtigungen schlagend wurden.
Striedinger bot zwei Mal
Auch der Verkauf, der im Frühjahr 2007 in der Hypo-Ära Siegfried Grigg über die Bühne ging, wird unter die Lupe genommen; und darum ranken sich bis heute viele Gerüchte. Umso mehr, als der Verkauf letztlich den Altaktionären wie Land Kärnten oder Berlin & Co. S.a.r.l. 50 Mio. Euro Sonderdividende einbringen sollte - Geld, das die Republik inzwischen zurückgefordert hat.
Einer der Mitbieter war damals Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger. Im Hypo-Vorstand war er bis Herbst 2005 für die Consultants zuständig; danach wurde ihm diese Zuständigkeit wegen Auffassungsunterschieden mit Bankchef Wolfgang Kulterer und Aufsichtsratsvorsitzendem Othmar Ederer entzogen. Striedinger verließ die Hypo im Sommer 2006. Danach gründete er die Beratungsgesellschaft Rubicon Invest und gab, wie berichtet, zwei Angebote für die Consultants ab. Eines davon am 20. September 2006 mit der Ekwienox Investment AG, mit der er die gesamte Consultants-Gruppe um einen Euro kaufen wollte. Die Details des Angebots sind umstritten: Laut Verkaufsdokumentation hätte Rubicon 100 Mio. Euro Kredite refinanziert, laut Striedinger waren es 185 Millionen Euro.
Die Darstellung des Standard, wonach Rubicon im Dezember 2007 ein weiteres Anbot gelegt hätte und daher Anfang Jänner zu den Bietern zählte, nannte Striedinger jüngst "Schwachsinn in Reinkultur". Er könne sich an ein zweites Angebot "nicht erinnern".
Die Dokumente zum Consultants-Verkauf könnten da helfen. Demnach legte Rubicon am 18. Dezember ein von Striedinger unterzeichnetes "indikatives Angebot" (siehe Faksimile) und bot 2,6 Mio. Euro für die Consultants Serbien. Am 11. Jänner war der Ex-Vizechef der Bank aus dem Rennen. Die Hypo-Verkaufsberater teilten Striedinger die Ablehnung des Rubicon-Angebots mit.
"Der vereinbarte Geist"
Dabei hatte sich der Ex-Banker lange um die Consultants bemüht. Möglicherweise hatte man Striedinger zu seinem Ausstieg im August 2006 weich gestreichelt, indem man ihm die Übernahme der Consultants in Aussicht stellte. Das ergibt sich aus einer "Verwendungserklärung" vom 28. Juli 2006. Darin ist festgehalten, dass sich der damalige Hypo-Aufsichtsratschef, Karl-Heinz Moser und sein Vize Ederer "dafür verwenden werden, dass die Hypo Alpe Adria ... die Consultants Gruppe zu angemessenen Konditionen bis Jahresende 2006 an Mag. Striedinger in Form eines Share-Deals verkauft". Laut "Beitrittserklärung" schloss sich Kulterer der Erklärung "ausdrücklich" an.
Dass es anders kam, irritierte Striedinger, der zudem auf ein "exklusives Verhandlungsmandat" pochte. Der in Unfrieden ausgeschiedene Ex-Banker am 10. Oktober 2006 in einem Brief an Kulterer, Ederer, Moser und Grigg: "Ich bitte Sie, mit den Unterzeichnern der Verwendungserklärung abzuklären, ob der darin vereinbarte Geist noch Gültigkeit hat". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.5.2011)