Wien  - Potenzstörungen - Ein Thema, über das Mann nur allzu gerne schweigt. Doch genau dieses Kopf-in-den-Sand-stecken kann zu weit schlimmeren Folgen führen als zu bloßen Erektionsproblemen. Eine unbehandelte sogenannte erektile Dysfunktion kann Vorbote einer beginnenden Erkrankung der Herzkranzgefäße sein. Um dem Problem besser begegnen zu können, haben Experten aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Urologie und Innere Medizin/Kardiologie gemeinsam Empfehlungen hinsichtlich Diagnose- und Therapiemethoden erarbeitet. Tenor der Experten: die Ärzte müssen die Patienten aktiv auf Potenzprobleme ansprechen.

Kein Einzelschicksal

Erektile Dysfunktion ist eine häufige und weit verbreitete Erkrankung. Schätzungen zufolge leiden  52 Prozent allter Männer zwischen 40 und 70 Jahren daran. In Österreich sind demnach etwa 730.000 Männer betroffen. Angesichts der demografischen Entwicklung, werden Diagnose und Management dieser Erkrankung zur großen Herausforderung, denn Prognosen für das Jahr 2025 gehen derzeit von weltweit mehr als 300 Millionen erkrankten Männern aus.

Die Experten sind sich einig, dass die Blutgefäße im Penis Hinweise geben auf Erkrankung der Herzkranzgefäße sein können. Stephan Madersbacher von der Abteilung für Urologie und Andrologie am SMZ Ost Donauspital in Wien: „Männer mit Erektiler Dysfunktion sollten sich   untersuchen lassen, um ihr Risiko abzuklären." 

Der Zeitraum vom ersten Auftreten der Erektionsstörungen bis zu spürbaren Auswirkungen einer Erkrankung der Herzkranzgefäße beträgt im Durchschnitt drei bis fünf Jahre. Im Vergleich zu Männern ohne Erektionsstörung, entwickeln Männer mit erektiler Dysfunktion häufiger schwere Formen von Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Ihr Risiko an Herzrhythmusstörungen oder einem Herzinfarkt zu erkranken ist um 80 Prozent erhöht.

„Ein großer Teil der Patienten mit Übergewicht im mittleren Lebensalter haben eine unerkannte erektile Dysfunktion", betont Hermann Toplak von der Universitätsklinik für Innere Medizin des Klinikum Graz und will mit gezielten Anamnese, die Erkrankung frühzeitig erkennen und  therapieren.

Das Schweigen brechen

Das Thema Potenzstörung bringen die Ärzte im Gespräch mit den Männern dabei selbst auf den Tisch. Gefordert sind vor allem Allgemeinmediziner, die den Patienten häufig als erste Anlaufstelle dienen. Reinhold Glehr, Arzt für Allgemeinmedizin in Hartberg: „Über Potenzstörungen spricht niemand gerne. Doch es lohnt sich, gemeinsam mit dem Arzt des Vertrauens den möglichen Ursachen nachzugehen." (red)