Solidemo in Madrid

Foto: Bert Eder

Tausende demonstrierten in der spanischen Hauptstadt gegen Polizeigewalt

Foto: Bert Eder

Erhobene Hände als Zeichen der Gewaltfreiheit

Foto: Bert Eder

Bild nicht mehr verfügbar.

Polizeieinsatz auf der Plaza Catalunya

Foto: epa/ALBERT OLIVE

Bild nicht mehr verfügbar.

Dreadlocks als Leine: Barcelonas Polizei geht nicht zimperlich vor.

Foto: EPA/ALBERT OLIVE
Foto: Bert Eder

Bild nicht mehr verfügbar.

Maskierte Polizisten der Mossos in Formation.

Foto: EPA/TONI ALBIR

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Demonstranten versuchten, mit einer Sitzblockade die Räumung zu verhindern.

Foto: Reuters/Albert Gea

Madrid - In zahlreichen spanischen Städten gingen am Freitagabend Menschen auf die Straße, um gegen den brutalen Polizeieinsatz bei der Räumung der Plaça Catalunya in Barcelona zu protestieren.

Einheiten der katalonischen Polizeieinheit Mossos d´Esquadra hatten am Vormittag versucht, die von Demonstranten besetzte Plaça Catalunya zu räumen. Zwölf Menschen, wurden im Krankenhaus behandelt, zwei davon mit Knochenbrüchen. 121 erlitten nach Angaben der Rettungsdienste leichte Verletzungen, darunter 37 Polizisten.

Allein in Madrid strömten um 19 Uhr Tausende auf die zentral gelegene Puerta del Sol, die seit zwei Wochen besetzt ist. Es mussten sogar Zelte abgebaut werden, um Platz für die Protestierenden zu schaffen. 

"Barcelona, du bist nicht allein"

Die Demonstranten riefen "Barcelona, du bist nicht allein" und "Nein zur Gewalt" und hielten Blumen in die Höhe. Auch in zahlreichen anderen Städten kam es zu Solidaritätskundgebungen.

In Valencia kamen laut der Zeitung "La Vanguardia" Tausende auf die Plaza del Ayuntamiento, um drei Schweigeminuten abzuhalten.

Champions-League-Finale am Samstag

In den Morgenstunden hatten Arbeiter der Stadtverwaltung Barcelonas begonnen, alle von den Protestierenden errichteten Strukturen abzubauen. Damit sollte laut Behördenangaben verhindert werden, dass nach dem Champions-League-Finale am Samstag herumliegende Gegenstände als Wurfgeschoße verwendet werden.

Obwohl die Einsatzleitung versicherte, dass nach der Reinigungsaktion alle Demonstranten auf den zentral gelegenen Platz zurückkehren könnten, versuchten etwa hundert Protestierende, 35 mit den Habseligkeiten der Demonstranten beladene Fahrzeuge der Stadtverwaltung aufzuhalten, indem sie sich auf den Boden setzten und als Zeichen der Gewaltfreiheit die Hände hoben.

Entgegen der Zusage, dass lediglich Gegenstände abtransportiert werden sollten, die bei einer möglichen Siegesfeier des FC Barcelona am Samstag zu einer Gefährdung des Publikums führen könnten, wurden auch Computer, Transparente und Schlafsäcke aufgeladen.

Die Polizei kesselte die Gruppe ein. Allerdings kamen unerwartet rasch zahlreiche Unterstützer auf den Platz, sodass die Polizisten sich einer Überzahl Demonstranten gegenübersahen.

Polizisten wurden umringt und vom Platz gedrängt und setzten Gummigeschoße gegen die Protestierenden ein.

Lager wiedererrichtet

Nach  Verhandlungen zwischen dem Rechtshilfeteam der Platzbesetzer und der Einsatzleitung zogen sich die Beamten um 13 Uhr schließlich zurück. Auf der Kundgebung in Madrid wurde am Abend über Lautsprecher bekanntgegeben, dass das Lager auf der Plaça Catalunya wiedererrichtet wurde, was großen Jubel auslöste.

Auf der Plaça Catalunya kamen bereits am Freitagachmittag erneut 9000 Menschen zusammen, abends war der Platz laut spanischen Medien voller als je zuvor.

Innenminister droht mit Räumung der Puerta del Sol

Ein Protestcamp im katalonischen Lleida wurde am Freitag geräumt. Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba erwägt unterdessen, auch das Protestcamp auf der Puerta del Sol in Madrid räumen zu lassen.

Er habe entsprechende Anfragen der Madrider Regionalregierung sowie von Geschäftsinhabern am Platz erhalten, sagte Rubalcaba. "Ich werde die Lage zusammen mit der Polizei analysieren und dann werden wir eine Entscheidung treffen."

Konservative fordern Erklärung

Enric Millo, Sprecher der Europaparlamentsfraktion des konservativen PP, forderte am Freitag vom katalanischen Innenminister Felip Puig eine sofortige Erklärung für die Einsatztaktik der Mossos d´Esquadra.

Er äußerte zwar Verständnis dafür, dass es die Lage im Zentrum Barcelonas erforderlich gemacht habe zu handeln, kritisierte aber, dass die Räumung erst nach den Regional- und Kommunalwahlen am Wochenende angeordnet wurde und warf der katalanischen Regionalregierung vor, der Einsatz sei "unverhältnismäßig" gewesen.  (Bert Eder aus Madrid, derStandard.at, 27.5.2011)