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Paul Scharner schmettert, Manuel Ortlechner blockt - Beachvolleyball lockert Österreichs Teamfußballer auf.

Foto: APA/Neubauer

Bad Tatzmannsdorf - Der Freitag war der Tag der nationalen Zusammenkunft. Die Kicker von Meister Sturm Graz litten unter den Nachwirkungen der Feierlichkeiten, sie fühlten sich durch die Sonne sehr geblendet. Bad Tatzmannsdorf ist glücklicherweise ein Kurort, in dem Menschen rasch repariert werden. Roman Kienast und Manuel Weber begannen die Vorbereitung auf das Ländermatch gegen Deutschland mit einem ausgedehnten Mittagsschlaf. Möglicherweise haben sie noch einmal "von dem Wahnsinn" geträumt, der am Mittwoch über Graz hergefallen ist.

Kienast suchte im Burgenland seine Stimme, die Bänder sind zwischen Leber und Niere gerutscht. Er war aber durchaus in der Lage zu krächzen. "Jetzt gilt die volle Konzentration Deutschland. Natürlich sind wir Außenseiter. Aber aufgegeben wird nur ein Brief." Für diese Feststellung gebührt dem Meisterstürmer ein Sonderlob, auch Meistermittelfeldspieler Weber hat sich etwas Nettes einfallen lassen: "Im Fußball ist alles möglich. Vielleicht können wir den Geist von Sturm auf die Nationalmannschaft übertragen. Denn mit uns hat ja auch niemand gerechnet."

Teamchef Dietmar Constantini ließ es gemütlich angehen. Am Freitag wurde nur gedehnt, gelockert, getrabt, regeneriert. Für Samstag war eine Radtour über zehn Kilometer angesetzt. Ab Sonntag wird dann Fußball geübt. Zyniker könnten behaupten, es sei ohnedies egal, welchen Sport dieses ÖFB-Team betreibt. Denn was das Hänschen nicht kann, lernt der Hans bis zum 3. Juni auch nicht mehr. Vom Radfahren und anderen Disziplinen befreit sind Andreas Hölzl und Christoph Leitgeb, sie sagten wegen Verletzungen ab. Jakob Jantscher hätte nachnominiert werden sollen, auch er ist körperlich nicht in der Lage, Fußball zu spielen. Folglich lockte Constantini die Rapidler Christopher Drazan und Guido Burgstaller nach Bad Tatzmannsdorf. Den deutschen Bundestrainer Joachim Löw schockte das angeblich nicht sehr.

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Die Rieder Thomas Schrammel und Daniel Royer treffen erst nach dem Cupfinale gegen Austria Lustenau ein. Im Fall eines Sieges könnten sie die direkten Nachfolger von Kienast und Weber werden. Constantini wollte zu den negativen Vorfällen, also dem Platzsturm der Rapid-Hooligans im Hanappi-Stadion und möglichen Verwicklungen in Wettbetrügereien, keine Stellungnahme abgeben. "Da mische ich mich nicht ein, das ist Sache der Bundesliga. Schön ist aber beides nicht."

Er beschäftigte sich berufsbedingt lieber mit dem bevorstehenden Vergleich mit dem Giganten Deutschland. "Es gibt keine Alternative zum Optimismus. Fakt ist, dass wir gewinnen müssen, um noch eine kleine Chance in der EM-Qualifikation zu bewahren. 50.000 Zuschauer im Happel-Stadion erwarten das von uns." Man kenne die Deutschen, die übrigens am Sonntag in Sinsheim gegen Uruguay proben, natürlich in- und auch auswendig. "Nur hilft das nichts."

Über Schwächen der DFB-Auswahl wollte er nicht parlieren. "Das steht einem österreichischen Teamchef nicht zu. Wir sind sicher nicht in der Lage, ihnen unser Spiel aufzuzwingen. Wir müssen alles geben und versuchen, keine Fehler zu machen. Vom Kopf her tut man sich als Außenseiter wahrscheinlich leichter."

Löw betonte trotz Kenntnis der 0:2-Niederlagen gegen Belgien und in der Türkei, dass die Reise nach Wien kein Betriebausflug und die österreichische Elf niemals zu unterschätzen sei. Constantini stimmte dem zu. "Sie nehmen uns schon ernst, obwohl ein bisserl Schönrederei dabei ist." Und dann ersuchte er, in der Vorberichterstattung das Wort "Córdoba" tunlichst zu vermeiden. "Ich kann und will es nicht verbieten, aber es langweilt." Kienast: "Aufgegeben wird nur ein Brief." Weber: "Im Fußball ist alles möglich." Córdoba, Córdoba, Córdoba. (DER STANDARD Printausgabe, 28./29. Mai 2011)