Wien - Während die österreichischen Maßnahmen rund um Klimaschutz und Energiestrategie vom Umweltbundesamt als nicht ausreichend bewertet werden, sieht es bei der heimischen Industrie anders aus: Diese ist im Europavergleich sehr gut aufgestellt, was Klimaschutzbemühungen betrifft. Die Experten vom Umweltbundesamt gehen in einer Studie davon aus, dass die heimischen Industriebetriebe künftig einen hohen Teil der Emissionszertifikaten gratis beziehen werden.

"Die Industrie wird in Zukunft rund 80 Prozent der Emissionszertifikate gratis erhalten", resümiert Johannes Wahlmüller von der Organisation Global2000 aufgrund der Untersuchung des Umweltbundesamts. Vermutlich werde es dadurch sogar Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen EU-Unternehmen geben, schätzt er. Und zwar gegenüber solchen EU-Konkurrenten, die weniger effizient agieren, was ihren Treibhausgasausstoß betrifft. Denn diese müssen ihre Zertifikate Jahr für Jahr zukaufen.

Benchmark-System

Wie berichtet, müssen EU-Industriebetriebe ab 2013 ihre Zertifikate ersteigern - wobei in einem komplizierten Benchmark-System innerhalb jeder Branche die besten Betriebe herausgerechnet werden. Da diese am sparsamsten agieren, was ihren Kohlendioxidausstoß betrifft, erhalten sie Teile ihrer CO2-Verschmutzungsrechte weitgehend gratis. Dieses System soll als Ansporn dienen, innerhalb Europas möglichst treibhausgasschonend zu produzieren und innovativste Energietechniken anzuwenden.

Betroffen sind vor allem die energieintensiven Branchen Eisen und Stahl, Papier und Zellstoff, Glas, Ziegel, Zement, Kalk und Feuerfestmaterialien. Von dem System ausgenommen sind die Energiehersteller. Für diese ist keine kostenfreie Zuteilung von Verschmutzungszertifikaten geplant. Als zusätzliche Daumenschraube (die EU nennt es "Anreize in Energieeffizienz und erneuerbare Energien") für die gesamte europäische Industrie ist vorgesehen, dass die Grundgesamtheit an CO2-Zertifikaten jedes Jahr ein wenig zurückgefahren wird.

Maßnahmen reichen nicht

Weniger in der Zielgeraden befindet sich Österreich, was den großen Rest an Treibhausgas-Aufbringung betrifft, also im Wesentlichen beim Verkehr und bei der Raumwärme, aber auch bei Landwirtschaft und Gewerbe. Die Maßnahmen, die im Rahmen von Klimaschutzzielen und Energiestrategie bis jetzt implementiert wurden, reichen nicht aus, um selbst unambitionierte Klimaziele zu erreichen, so das Umweltbundesamt. Insbesondere die Vorschläge der Energiestrategie Österreich seien flott umzusetzen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28/29.5.2011)