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Im vergangenen Jahr wurden laut IEA weltweit 30,6 Gigatonnen (= Milliarden Tonnen) CO2 ausgestoßen.
London - Der Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen hat im vergangenen Jahr ein neues Rekordhoch erreicht. Laut einer vom britischen "Guardian" veröffentlichten Bilanz der Internationalen Energieagentur (IEA) stieg der Kohlendioxid-Ausstoß im Vorjahr um 1,6 Gigatonnen an. Laut IEA handelt es sich um den bisher höchsten Anstieg seit Beginn der Messungen. Insgesamt betrug die CO2-Emission 2010 weltweit 30,6 Gigatonnen.
"Das sind die schlimmsten Nachrichten zum Thema Klima", sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol der britischen Zeitung: "Es wird zu einer außerordentlichen Herausforderung, wollen wir das Ziel noch erreichen und die Klimaerwärmung unter zwei Grad halten."
Wissenschafter glauben, dass eine Erwärmung von mehr als zwei Grad gefährliche Folgen für das Klima zeitigen wird. Im vergangenen Dezember hatten sich die Teilnehmer des UNO-Klimagipfels im mexikanischen Cancun deshalb erstmals geschlossen zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad bekannt. Allerdings: Vielen schönen Worte folgen zuwenige Taten.
Verkehrsbedingte Emissionen werden sich vervielfachen
Die beiden Schweizer Solarflugpioniere Bertrand Piccard und Andre Borschberg hatten passenderweise vergangene Woche mangelnden politischen und gesellschaftlichen Willen zu einer europäischen Energiewende kritisiert. Piccard warnte am Freitag in Brüssel, die EU werde wohl ihr Ziel zum Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2020 verfehlen. Der Grund: Der fehlende klare Rechtsrahmen. "Leider hat unsere Gesellschaft zu viel Angst vor dem Wandel", so der Schweizer. Die Politiker hätten zwar den Wunsch zur Energiewende, aber nicht unbedingt den Willen, diesen auch durchzusetzen, sagte der Flugkonstrukteur. Piccards Solarflugzeug "Solar Impulse" war vor zwei Wochen nach dem ersten derartigen internationalen Flug vom Schweizer Kanton Waadt kommend in der belgischen Hauptstadt Brüssel gelandet.
Eine Trendwende ist auch angesichts der rasant wachsenden Weltbevölkerung nicht in Sicht. Gütertransport und Personenverkehr werden sich nach Ansicht von Experten bis 2050 vervielfachen. Damit werden auch die klimaschädlichen CO2-Emissionen weiter steigen, sagte der Generalsekretär des zwischenstaatlichen Internationalen Transportforums ITF, Jack Short, vergangene Woche bei der Vorstellung des "Transport Outlook 2011".
Neun Milliarden Menschen im Jahr 2050
Der ITF geht davon aus, dass die Weltbevölkerung bis 2050 auf neun Milliarden Menschen anwächst. Verglichen mit dem Jahr 2000 verdrei- oder vervierfache sich damit auch der Passagierverkehr. Der Güterverkehr wachse um das Zweieinhalb- bis Dreieinhalbfache. Den Schwerpunkt dieses Wachstums erwartet Short in den Entwicklungsländern.
Die vom Verkehr verursachten Emissionen stiegen wegen höherer Kraftstoffeffizienz zwar nicht im gleichen Maß wie die Mobilität, aber immerhin doch um das Zweieinhalb- bis Dreifache im Vergleich zu 2000, rechnete der Fachmann vor. Um die Emissionen auf dem Niveau von 2010 zu halten, müsse der Kraftstoffverbrauch bis 2030 auf 5 Liter pro 100 Kilometer und bis 2050 auf 4 Liter pro 100 Kilometer sinken.
Paradigmenwechsel erforderlich
Einen radikalen Paradigmenwechsel bei Verkehr und Energie forderte auf einer Tagung in Leipzig Jeremy Rifkin, Präsident der Foundation on Economic Trends aus den USA und Wirtschaftsberater der EU-Kommission. Es müsse in den nächsten 40 Jahren eine dritte industrielle Revolution geben, bei der internetbasierte Technologien und erneuerbare Energien weltweit zu einer völlig neuen energetischen Infrastruktur führten, mit grünem Verkehr: "Es klingt melodramatisch. Wir haben keine Zeit mehr", sagte Rifkin. (APA/rb, derStandard.at, 30.5.2011)