Foto: Gesellschaft für Kritisches Denken (GKD)

Wien - Heilzauberei und Voodoo-Medizin, Astrologie, UFO-Entführungen oder zuletzt der kroatische Wunder-Bub mit vermeintlich magnetischen Fähigkeiten - die Liste an Gründen, warum diese Initiative mehr als berechtigt ist, ließe sich endlos fortsetzen: Die "Skeptiker" vergeben heuer erstmals eine Auszeichnung für den "herausragendsten Unfug des Jahres". Mit dem "Goldenen Brett vorm Kopf" will die Gesellschaft für Kritisches Denken (GKD) jene ins Rampenlicht stellen, die im vergangenen Jahr mit den absurdesten Argumenten und der hartnäckigsten Kritikresistenz am eindrucksvollsten demonstriert haben, dass sie ein sprichwörtliches "Brett vor dem Kopf" haben.

Die Anwärter auf den Preis

Indessen hat eine Fachjury aus allen Einsendungen - darunter auch Ihren Postings hier auf derStandard.at/Wissenschaft - drei Anwärter für den Preis nominiert und dies auch wie folgt begründet:

  • Claudia von Werlhof, die mit ihren Aussagen über das Erdbeben von Haiti für Aufsehen gesorgt hatte: "Sie suggerierte, die USA könnten mithilfe der in Alaska stationierten Sendeanlage HAARP gezielt dieses Erdbeben ausgelöst haben, um politische und ökonomische Ziele durchzusetzen. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist eine derartige Wirkung elektromagnetischer Wellen reiner Humbug. Werlhofs prominente Position als Universitätsprofessorin und ihre Rolle als gesellschaftspolitisch aktive Wissenschaftlerin trugen wesentlich dazu bei, die krude Verschwörungstheorie in der Öffentlichkeit zu verbreiten."
  • Mario Max Prinz zu Schaumburg-Lippe, der "nicht zuletzt mit seinem 'Reichtum Royal Elixier' berühmt geworden ist, welches exklusiv über AstroTV vertrieben wird. Das Zauberelixier des europäischen I-Ging Meisters soll die 'Reichtumsenergie' und damit das Barvermögen seiner Käufer vertausendfachen. Für nur € 99,95 ein wahres Schnäppchen! Während Herr Schaumburg-Lippe noch um seinen Prinzentitel kämpft, lässt die Uni Innsbruck bereits seine Dissertation prüfen - diese steht nämlich unter massivem Plagiatsverdacht."
  • Peter-Arthur Straubinger für den Kinofilm "Am Anfang war das Licht". Die Begründung der Skeptiker: "In seiner Pseudodokumentation über das Nicht-Phänomen der 'Lichtnahrung' rührt P. A. Straubinger aus Interviews mit wissenschaftlichen Außenseitern und heimischen Esoterikern einen unverdaulichen und gefährlichen Brei aus manipulativen Halbwahrheiten an, der von Telekinese über Biophotonen bis zur Quantenmystik kein esoterisches Klischee auslässt, um sein Publikum davon zu überzeugen, dass konsequent betriebene Lichtnahrung zu etwas anderem als zu einem vorzeitigen Ableben führen könne."

Die Kriterien waren: Wie abwegig sind die Behauptungen? Bereichert sich der Kandidat damit? Wie vehement hält man trotz Gegenbeweisen an der eigenen Theorie fest? Setzt man sich besonders für mediale Verbreitung ein? Gefährdet die Theorie/das Produkt sogar die Gesundheit? Wer das "Goldene Brett vorm Kopf" tatsächlich erhält, wird am 2. Juni im Rahmen der Jahrestagung der deutschsprachigen Skeptiker im Naturhistorischen Museum in Wien verkündet.

Pseudowissenschaft und Scharlatanerie

Die GKD ist die Wiener Lokalgruppe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), die wiederum in der internationalen "Skeptikerbewegung" vernetzt ist. Ihre Ziele sind die Aufklärung und Information über Pseudowissenschaft und Scharlatanerie, eine Festigung des skeptisch-naturwissenschaftlichen Weltbildes und die wissenschaftliche Überprüfung parawissenschaftlicher Behauptungen.

Zahlreiche Personen, Firmen und Vereine würden "herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Unbildung und der Gegenaufklärung, des pseudowissenschaftlichen Unfugs, der Verbreitung von modernem Aberglauben und des Marketings von Voodoo-Technik" erbringen, erklären die Organisatoren. Als Beispiele nennen die "Skeptiker" übernatürliche Kräfte, geheimnisvolle Fähigkeiten, mysteriöse Heilungszauber, UFO-Entführungen, Astrologie, verquere Verschwörungstheorien und wundertätige Wünschelruten - "keine esoterisch-skurrile Verrücktheit ist so unwissenschaftlich, dass sie nicht doch irgendwo jemand glauben würde".

Überprüfung und Psi-Test

Die GWUP will die Öffentlichkeit informieren und darauf hinarbeiten, dass man sich einer wissenschaftlich-kritischen Denkweise und Methodik bedient, um Tatsachenbehauptungen zu überprüfen. "Wir setzen uns auch dafür ein, dass außergewöhnliche Aussagen mit adäquaten Mitteln überprüft werden", so der Mathematiker Ulrich Berger von der Wirtschaftsuniversität (WU), GWUP-Vorstandsmitglied.

Für die Tests fehlen aber häufig die Mittel. "Aber es gibt jeden Sommer die sogenannten Psi-Tests, Psi ist das Kürzel für Paraphänomene, an der Uni Würzburg. Hier kann sich jeder bewerben, der behauptet, dass er außergewöhnliche Fähigkeiten hat", so Berger. Es wird dann im Einvernehmen mit dem Kandidaten ein Testprotokoll erstellt und getestet. "Der größte Teil, der sich meldet, sind Wünschelrutengänger", so Berger. Die meisten glaubten, sie können Wasser finden. Andere behaupteten, sie können Handys wegen der Strahlung lokalisieren. Bisher habe nie ein Kandidat den Test geschafft.

Homöopathie

Die Skeptiker beschäftigt am häufigsten die Alternativmedizin, darunter die Homöopathie. "Wir kennen alle den Placebo-Effekt. Dieser hat Vor- und Nachteile. Er hat dort Nachteile, wo er überschätzt wird", so Berger. Zum Beispiel wisse man, dass er nur bei Schmerzen, Übelkeit und Depression stark auftritt. "Wenn ich auf dieser Basis Mittelchen verteile und sage, nehmen Sie das auch gegen Asthma, dann schade ich dem Patienten, denn ich verzögere zumindest eine wirksame Behandlung."

"Grundsätzlich sagen wir, dass homöopathische Hochpotenzen nur Placebo-Effekte haben. Da ist kein Wirkstoff drinnen und sie haben keinen realen, spezifischen Effekt, wie der Mediziner sagen würde", so Berger. Man wehre sich dagegen, dass die Homöopathen behaupten, es gehe hier nicht um einen Placebo-Effekt. (red/APA)