Wien - Seit einem halben Jahr hat der designierte und mit 1. Juli neue Chef der zur Raiffeisen gehörenden Uniqa Versicherung, Andreas Brandstetter, im Hintergrund an einer neuen Strategie und einem neuen Team für den offenbar etwas schwerfällig gewordenen Konzern gearbeitet. Sein Fazit bei der Präsentation am Dienstag: "Wir sind ein bisschen zu dick geworden, wir müssen abspecken". Sein Ziel: Bis 2015 soll das Ergebnis auf 550 Mio. Euro klettern, um 400 Mio. Euro mehr als die 153 Mio. Euro von 2010.

Ein Mitarbeiterabbau ist damit nicht gemeint, beteuert Brandstetter, aber sein Ziel ist es rascher zu wachsen, konzernfremde Beteiligungen (die 20 Hotels, Anteile an Casino, Lotterien) abzustoßen. Auch einzelne Produkte wie das Industriegeschäft oder Sturmschäden, stehen auf dem Prüfstand. "Es gibt keine heiligen Kühe", sagte Brandstetter und für kurzfristige Gewinnoptimierung ist der Uniqa-Chef auch nicht zu haben. Aber was er "definitiv braucht" ist eine "signifikante Kapitalerhöhung" um die neuen, strengen Eigenkapitalrichtlinien zu erfüllen. Ob dies wirklich erst 2013 sein wird, wie der Uniqa-Chef ankündigte, bezweifeln Insider. Sobald das Börsenumfeld passt, sei damit zurechnen. Bei dieser sollen die Hauptgesellschafter, Raiffeisen sowie Austria und Collegialität ihren Anteil von zusammen derzeit 80 auf bis zu 51 Prozent reduzieren. Parallel dazu wünscht sich Brandstetter eine Erhöhung des mit rund zehn Prozent schmal bemessenen Streubesitzes. Die Alternative, die man nicht wollte, wäre ein Squeeze Out, also ein Rückzug von der Börse gewesen.

Banken-Vertrieb

Gestärkt werden soll die Raiffeisen Versicherung. Mit einfachen Versicherungsprodukten und bedienungsfreundlichen IT-Lösungen soll stärker auf die Bedürfnisse der Primärbanken Rücksicht genommen werden. Ein No-Go ist die Schließung von Landesdirektionen. Angekurbelt werden soll der Verkauf von Raiffeisen Versicherungsprodukten in Oberösterreich. Derzeit verkauft Raiffeisen nur 50 Prozent über die Bankschalter ob der Enns, den Rest besorgt die Oberösterreichische. Brandstetter: "Wir wollen hier in Vorleistung treten und Oberösterreich zeigen, dass ein Umdenken stattfindet". In Osteuropa (Ukraine und am Balkan) sind mittelgroße Zukäufe geplant, allerdings nicht mehr heuer).

Mit dem bisherigen Uniqa-Chef Konstantin Klien verlässt auch sein Wegbegleiter aus früherer AXA-Zeit, Karl Unger, den Konzern - bleibt aber Konsulent. Der vorzeitige Abschied wurde Klien finanziell versüßt: Er bekommt volle Bezüge bis zum Jahresende, dann die Abfertigung von einem Jahresgehalt und "für 2011 eine angemessene Abgeltung seiner Bonifikation".(Claudia Ruff, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 1.6.2011)