Gerald Perzy (li) eilt mit den Blau-Weißen aus Linz von Erfolg zu Erfolg. Beim 3:2-Auswärtssieg in St. Florian am vergangenen Wochenende wurde ein 0:2-Rückstand in der letzten Viertelstunde in einen Tiumph verwandelt. (Fotos: Johann Schornsteiner)

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Bleibt man auch nach dem letzten Ligaspiel am Mittwoch gegen Leoben vor dem GAK, darf man sich in Linz über ein Relegationsmatch gegen Wattens um den Aufstieg in die Erste Liga freuen.

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Perzy: "Wir müssen uns daheim vor niemandem fürchten, der Donaupark wird gut gefüllt und ein Hexenkessel sein."

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Revolution in Linz? Die Stahlstadt sieht jedenfalls nicht mehr Schwarz-Weiß. Blau-Weiß sind die Farben der Stunde in der Donaucity. Der Lokalrivale des Linzer ASK schickt sich an, dem vermeintlich übermächtigen Platzhirschen den Rang abzulaufen. Die Rede ist von Regionalligist FC Blau-Weiß Linz, jenem Verein, der erst nach der Fusion zwischen LASK und FC Linz (vormals VOEST Linz) im Jahr 1997 aus dem Ei geschlüpft ist und seit dieser Zeit unaufhaltsam nach oben strebt.

"Blau-Weiß ist ein Kultverein, der wieder einmal aufzeigt und sagt, es gibt uns noch immer und wir sind nicht tot. Und dann kommen immer wieder mal solche Ergebnisse wie gegen Red Bull im Cup (Anm.: 3:1-Sieg in der zweiten Runde) und ganz Österreich horcht auf und erinnert sich an Blau-Weiß", erzählt der Sportliche Leiter, Interimstrainer und Blau-Weiß-Urgestein, Gerald Perzy, der erst Mitte Mai Adam Kensy (54) als Coach abgelöst und seit dem nur Erfolge gefeiert hat.

"Lieblingsverein in der Stadt"

Dass viele Linzer Fans auf Seiten der Blau-Weißen stehen und nicht den Ex-Bundesligisten LASK unterstützen ist für Perzy kein Zufall. "In der Stadt gibt es viele Sympathisanten von Blau Weiß, das ist ähnlich wie in München mit den Bayern und den 60ern. Oberösterreichweit hat der LASK zwar sicher einen anderen Zulauf. Aber wahrscheinlich sind wir der Lieblingsverein in der Stadt. Vermutlich auch deshalb, weil wir mit sehr bescheidenen Mitteln arbeiten und trainieren. Wir haben nicht einmal einen eigenen Trainingsplatz, arbeiten mit für die Regionalliga unmöglichen Mitteln. Dafür schneiden wir aber immer sehr gut ab, wurden letztes Jahr Vizemeister", berichtet der sportliche Leiter.

Aus dem ehemaligen Tabak-Sportplatz ist das etwas schickere Donauparkstadion geworden, das als Heimstätte der Königsblauen fungiert. Eben dort steigt diesen Mittwoch (19 Uhr) das Meisterschaft entscheidende letzte Regionalliga-Mitte-Spiel gegen Leoben. Als Zweiter hinter den nicht aufstiegsberechtigten LASK-Amateuren wittert man die Chance zum Sprung in die "Heute für Morgen"-Erste Liga.

Freilich hat man noch einen gewissen Grazer AK mit einem Punkt Rückstand und im Falle des Erfolgs auch noch Wattens in der Relegation als Gegner. Aber nach den furiosen Spielen der letzten Wochen, als man sich an den nicht mehr lange von Peter Stöger trainierten Grazern vorbei manövrierte und sich so in eine günstige Ausgangsposition brachte, reitet der Underdog aus Linz auf einer Welle der Begeisterung.

Euphorie-Ausbruch in Linz

"Wenn du Erfolg hast, dann kann daraus auch eine Euphorie entstehen und wir sind Gott sei Dank seit dem Pasching-Spiel mit vier Siegen hintereinander in die Erfolgsspur zurückgekehrt und plötzlich ist im Lager der Blau-Weißen wieder eine Euphorie ausgebrochen. Die Leute glauben wieder an eine Sache, die eigentlich schon beendet worden war, beschreibt Perzy die aktuelle Situation. "Überall wo man in Linz hinkommt, wird über Blau-Weiß geredet und das ist sehr erfreulich. Wir sind wieder im Rennen und haben eine gute Ausgangsposition. Oftmals geht es eben sehr schnell. Es ist zwar noch nichts entschieden, aber unsere Chancen stehen nicht schlecht", so Perzy.

Nach den berauschenden Vorstellungen gegen Superfund Pasching (6:1 zu Hause), gegen Sturms Amateure (3:0 auswärts), dem 2:1 daheim gegen Weiz und dem fulminanten 3:2-Erfolg nach 0:2-Rückstand bei der Union St. Florian am letzten Wochenende besteht die Hoffnung auf ein Wiedersehen und packende Derbys mit Bundesliga-Absteiger LASK in der Ersten Liga ab der Herbstsaison.

Profibereich als Ziel

"Irgendwann kommt vielleicht der große Wurf, dann würden wir im großen Stadion oben (Anm.: Im Heimstadion des LASK auf der Gugl) spielen und im Donaustadion trainieren. Aber wir schauen step by step, dass wir den Verein wieder in den Profibereich bringen", lautet der langfristige Plan der Linzer.

Dass es bei den Königsblauen so rund läuft ist für den sportlichen Leiter kein Zufall. Das Erfolgsgeheimnis lautet: "Individuelle Klasse gepaart mit einem super Teamspirit. Man tritt geschlossen auf. Wir haben eine zusammengespielte Mannschaft, die sich gefunden hat, nicht wie Pasching, das im Winter sechs neue Spieler geholt hat. Wir haben einen Kader gewählt und haben ihm das Vertrauen geschenkt. Die Mannschaft ist zusammengewachsen, die Abwehr spielt schon eine Zeit lang zusammen und ist vermutlich die stabilste der Liga. Man könnte auch sagen, dass wir ein eingeschworener Haufen sind. Es gibt sicher Vereine, die Budget mäßig besser dastehen, aber Geld schießt bekanntlich kein Tore und wir können mit einer relativ günstigen Mannschaft und Teamgeist genauso Erfolge feiern", erklärt Perzy, der das Scheitern des Stadtrivalen LASK in der Bundesliga nicht mit einem lachenden Auge mitverfolgt.

Keine Schadenfreude für den LASK

"Es ist traurig, was beim LASK passiert. Es ärgert mich, wenn ich höre, wie viel Geld dort hinein geflossen, beziehungsweise verloren gegangen ist, wie in ein Fass ohne Boden und es ärgert mich, was im Endeffekt dabei herauskommt bei einem Verein, der immer tolle Unterstützung aus der Wirtschaft und auch von der Stadt Linz genießt. Ich höre immer wieder, dass zuwenig für den Verein getan wird, aber ich kann nur sagen, wenn nur annähernd soviel für uns getan würde, dann wäre ich superhappy. Da braucht sich der Herr Reichel nicht beschweren, diese Möglichkeiten hätten wir gerne. Aber wir sind nicht schadenfroh, wir haben selber unsere Problemchen mit denen wir kämpfen und schauen, dass wir immer wieder in die Spur kommen und heuer ist uns das ganz gut gelungen", so der Trainer der Blau-Weißen.

Sollte es tatsächlich in der Relegation gegen Wattens um die berühmte Wurst gehen, will man auf jedem Fall im Donauparkstadion bleiben und nicht auf die größere Zuschauer-Kapazitäten ermöglichende Gugl ausweichen. Die Tiroler "werden wir im Falle des Falles am Wochenende beobachten und filmen. Wir haben Kontakte in die Westliga und werden sicher die Informationen über den Gegner haben, die wir brauchen, damit sie uns nicht überraschen können. Leider haben wir am Wochenende den falschen Gegner beobachtet, wir haben uns Anif angeschaut, weil wir davon ausgingen, dass eher sie das Rennen machen werden", bedauert Perzy, dem mit der Verpflichtung von LASK-Juniors-Trainer Thomas Weissenböck ein guter Fang gelungen zu sein scheint. 

Topverpflichtung

"Er hat unglaubliche Qualitäten. Er hat vom Nachwuchs über die Akademie bis zur Bundesliga schon überall gearbeitet, hat gute Kontakte, kann sehr gut mit jungen Spielern umgehen und arbeitet sehr professionell. Er wird uns und die Spieler sicher weiterbringen, weil er rund um die Uhr nur an Fußball denkt. Das war die beste Verpflichtung, die für uns möglich war und die auch zu unserem Verein und unserer Philosophie passt", freut sich der sportliche Leiter.

Für die bevorstehende Aufgabe in der letzten Runde am Mittwoch gegen Leoben sieht man sich jedenfalls gerüstet. "Wir müssen uns daheim vor niemandem fürchten, der Donaupark wird gut gefüllt und ein Hexenkessel sein. Das sind wir gewöhnt und das wird uns beflügeln. Die Leobener haben auch eine gute Mannschaft, die für mich überraschend gar nicht dort steht, wo sie von der Qualität her hingehört. Wir werden sie aber auf keinen Fall unterschätzen, wir wissen was auf uns zukommt", so Perzy. (Thomas Hirner, derStandard.at, 31. Mai 2011)