Wien - Die Börsen haben 2010 ordentlich zugelegt. Das spüren auch die Millionäre dieser Erde. Ihr Vermögen ist dadurch gestiegen - und zwar kräftig. Global betrachtet ist das Vermögen 2010 um acht Prozent auf 121,8 Billionen US-Dollar (84,6 Bio. Euro) angestiegen, wie der "Global Wealth Report 2011" zeigt, den die Unternehmensberatung Boston Consulting Group jährlich erstellt.
Gemessen werden die Vermögenswerte von Privatanlegern - also Bargeld, Aktien, Wertpapiere oder in Fonds angelegtes Geld. Am stärksten waren die Zuwächse in den USA. In Europa ist das Vermögen um 4,8 Prozent angestiegen. Schuld am moderaten Anstieg war der schwächelnde Euro. In Österreich gab es im Vorjahr mit rund 37.000 Millionären weniger als noch im Jahr davor, als 39.077 gezählt wurden. In der Statistik ist Österreich damit von Platz 30 auf 31 abgerutscht. Anders sieht es aber aus, wenn man das Segment der Superreichen heranzieht. Dort belegt Österreich mit 297 Haushalten, die über ein Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar verfügen, auf Platz zwölf (Vorjahr: Platz elf). Noch besser ist die Platzierung, wenn man die Zahlen in Relation zur Bevölkerung setzt. Auf 100.000 Haushalte kommen acht Superreiche. Damit reiht sich Österreich nach Saudi Arabien, der Schweiz, Hongkong und Kuwait auf Platz fünf ein und ist zugleich EU-Führer. Insgesamt stieg das verwaltete Privatvermögen hierzulande um sieben Prozent auf 656 Milliarden US-Dollar.
Weltweit gab es im Vorjahr 12,5 Millionen Millionäre - das sind um 12,2 Prozent mehr als 2009. Die meisten von ihnen wohnen in den USA (5,2 Millionen), gefolgt von Japan, das 1,5 Mio. Millionäre zählt und China mit 850.000.
Exklusiver Kreis
Zum exklusiven Kreis der Millionäre zählten 2010 weltweit aber nur 0,9 Prozent der Haushalte, die aber über 39 Prozent der weltweiten Assets verfügten. Das sind um zwei Prozentpunkte mehr als noch 2009. 0,1 Prozent der Haushalte verfügen über mehr als fünf Millionen Dollar und damit über 22 Prozent (2009: 20 Prozent) des weltweiten Vermögens. Auffallend ist der starke Zuwachs in den Schwellenländern. In Asien ist das Vermögen um 17 Prozent auf 21 Bio. Dollar gewachsen. Im Nahen Osten und Afrika lag der Anstieg mit 8,6 Prozent zwar über dem weltweiten Schnitt, wurde aber vom schwankenden Ölpreis und der Immobilienkrise in Dubai gebremst.
Von 7,5 auf 7,8 Billionen Dollar gestiegen ist jenes Vermögen, das in Steueroasen geparkt wird. Das geht auf zwei Faktoren zurück: Das veranlagte Vermögen hat von den sich erholenden Märkten profitiert. Zugleich ist aber aus den Schwellenländern mehr Geld in die Steueroasen geflossen. Weil aber das Vermögen in den Nicht-Steueroasen kräftiger zugenommen hat, ist der Anteil am Gesamtvermögen, der steuerschonend geparkt ist, gesunken.
Studien-Koautor Peter Damisch führt dies nicht zuletzt auf den verschärften Kampf gegen Steueroasen zurück, der zunehmend zur Repatriierung von Vermögen führe. Das werde insbesondere im Off-Shore-Zentrum Schweiz noch für "deutliche Veränderungen" sorgen. In Österreich rechnet Experte Damisch im Zuge der Lockerung des Bankgeheimnisses mit ähnlichen Entwicklungen, die hohen Auslandsvermögen bezeichnet er als eine "große Hypothek" für das Land. (Andreas Schnauder, Bettina Pfluger, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 1.6.2011)