Wien - Als Fachmann in Sachen Agrar- und Biokontrolle könne er sich über den Ausbruch von Ehec "im Grunde nur wundern", sagt Hans Matzenberger. Denn die Produktions- und Verarbeitungsstandards für Gemüse - aus konventionellem ebenso wie aus biologischem Anbau - seien in der EU hoch: "Dass ein so gravierendes Hygieneproblem auftritt, ist eine sehr schlechte Überraschung", meint der Geschäftsführer der Austria Bio Garantie, die Biolandwirte in Österreich überprüft.

Und es handle sich um "ein Hygiene-, kein Bioproblem", das konventionell angebaute Gemüseprodukte ebenso betreffen könne, betont Matzenberger. Sein Verdacht: Mit Tierkot kontaminiertes Wasser müsse nach der Ernte mit den Gurken oder anderem Gemüse in Kontakt gekommen sein: Vor dem Verpacken im Ursprungsland oder, nach dem rund zwölf Stunden langen Transport in den Norden, in einem Zentrallager, von wo aus die Lieferungen in die Geschäfte gehen.

Da es über jede dieser Stationen Aufzeichnungen gebe, müsse der Verursacher auffindbar sein, "doch natürlich ist es eine schwierige Suche". Der Verursacher jedoch habe eindeutig die EU-Lebensmittelhygieneverordnung gebrochen: "Fürs Waschen oder die Benetzung von Gemüse darf nur Trinkwasser verwendet werden."

Für unwahrscheinlich bis unmöglich hält es Matzenberger, dass der Keim schon am Feld auf die Gemüse geraten konnte. Die Auflagen für den Umgang mit der aus Tierexkrementen bestehenden Gülle als Dünger seien hoch - vor allem im Bioanbau.

Biogemüse rund ums Jahr

Diese, so der Experte, unterliege EU-weit den gleichen, in EU-Verordnung 834 festgelegten, Qualitätskriterien. Auch in Spanien, wo in den vergangenen Jahren zunehmend Gemüsebauern auf Bio umgestiegen seien. In einer Gesellschaft, die von Regionalisierung schwärme, aber gleichzeitig rund ums Jahr wärmeabhängige Biogemüsesorten wolle, sei dies im Grunde positiv. (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe, 1. Juni 2011)