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Präsident Sepp Blatter nimmt die Ovationen nach seiner Wiederwahl entgegen.

Foto: REUTERS/Christian Hartmann

Zürich - Das internationale Echo fällt vernichtend aus, jetzt soll der greise Chefdiplomat Henry Kissinger das beschädigte Fußballimperium von Joseph Blatter aus der größten Krise seiner Geschichte führen. Nachdem Blatter am Mittwoch auf dem Kongress seines Weltverbands mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt worden war, verriet der neue und alte Fifa-Boss die Namen der prominenten Nothelfer für die Aufräumarbeiten in dem korruptionsgeplagten Verband. Zur neuen "Lösungskommission" sollen der 88-jährige frühere US-Außenminister Kissinger und die niederländische Fußballlegende Johan Cruyff gehören. Auch der dreifache brasilianische Weltmeister Pelé habe Blatter Hilfe zugesagt.

Denn trotz seines am Ende grotesk eindeutigen Abstimmungstriumphes erkannte Blatter, dass all die Skandale, Korruptionsvorwürfe oder Gerüchte um gekaufte WM-Vergaben eben nicht mehr nur in der "Fifa-Familie" gelöst werden können. Seine kämpferische Rede mit der revolutionären Neuerung der WM-Vergabe durch alle 208 Mitgliedsverbände war ein cleverer Schachzug, der damit die Delegierten auf dem 61. Kongress umgarnte und überzeugte. 186 von 203 Abstimmenden votierten für den einzigen Kandidaten, den 75-jährigen Schweizer. "Wir haben Schläge eingesteckt und ich persönlich Ohrfeigen, die Verwarnung hat gutgetan", sagte Blatter, bevor er die längst überfälligen Veränderungen ankündigte.

So wird in Zukunft das neben den Olympischen Sommerspielen wichtigste Sportereignis der Welt nicht mehr vom 24-köpfigen Exekutivkomitee vergeben, das immer wieder von Korruptionsvorwürfen erschüttert wird und dessen Mitglieder Mohamed Bin Hammam und Jack Warner zuletzt vorläufig suspendiert wurden.

"Es geht jetzt darum, radikale Schritte zu unternehmen und nicht nur kleine kosmetische Verbesserungen", sagte Blatter, der sich auch über Lob freuen durfte. "Ich bin sicher, dass Sie weiterhin selbstlos diesem wunderbaren Sport dienen werden", schrieb Russlands Regierungschef Wladimir Putin, dessen Land die WM-Endrunde 2018 veranstalten darf. Karl-Heinz Rummenigge, Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender der Europäischen Club-Vereinigung (ECA), forderte hingegen Blatter auf, "augenblicklich demokratische und transparente Strukturen einzuführen". (APA, dpa, red, DER STANDARD Printausgabe, 3.6.2011)