Bild nicht mehr verfügbar.

Ratko Mladic vor Gericht.

Foto: Martin Meissner, Pool/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Ratko Mladić (li.) im August 1993 mit Radovan Karadžić, dem Präsidenten der Serbischen Republik in Bosnien. Der Prozess gegen Karadžić läuft bereits seit eineinhalb Jahren.

Foto: APA/EPA

Die modifizierte Anklage wirft ihm zweifachen Völkermord vor.

Den Haag / Belgrad – Der Chefankläger des UN-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien hat die Anklageschrift gegen den früheren Kommandanten der bosnisch-serbischen Armee, Ratko Mladić (69), überarbeitet. Statt 15 würden nun elf Anklagepunkte gegen den Exgeneral vorgebracht, sagte UN-Chefankläger Serge Brammertz am Mittwoch in Den Haag. So werde ihm nunmehr zweifacher Völkermord zur Last gelegt, für das Massaker von Srebrenica (bis zu 8000 Tote) sowie für Verbrechen an verschiedenen Orten zu Beginn des Bosnienkrieges (1992-1995). Die bisherige Anklageschrift hatte ihm Völkermord und Beihilfe zum Völkermord vorgeworfen.

Insgesamt umfasse die Anklage neben den Vorwürfen des Völkermords fünf mutmaßliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit und vier Kriegsverbrechen, sagte Brammertz in einer Pressekonferenz am Tag nach Mladićs Überstellung von Belgrad nach Den Haag: "Mladić wird einen fairen Prozess haben, seine Rechte werden geachtet werden." Die Festnahme und Auslieferung Mladićs seien auch für die Opfer wichtig, die 16 Jahre lang auf Gerechtigkeit gewartet hätten. Mladić sei während des Bosnienkrieges der höchstrangige Offizier der bosnischen Serben gewesen. Er sei für seine Teilnahme und die Teilnahme seiner Truppen am gewaltsamen Vorgehen während des Bosnien-Krieges (1992-1995) angeklagt worden. "Diese Verbrechen haben ganze Nationen zerstört", sagte Brammertz.

Eine Zusammenlegung des bereits seit eineinhalb Jahren laufenden Prozesses gegen den früheren Präsidenten der Serbischen Republik, Radovan Karadžić, mit dem Verfahren gegen Mladić hält Brammertz derzeit für wenig realistisch.

Nach Angaben seines Anwalts leidet Mladić an Lymphdrüsenkrebs und könnte seinen Prozess möglicherweise nicht überstehen. Anwalt Milos Saljić veröffentlichte in der Belgrader Zeitung Press (Donnerstag) diese ärztliche Diagnose aus dem Jahr 2009. Der Sprecher der serbischen Staatsanwaltschaft, Bruno Vekarić, sagte in derselben Zeitung, die medizinische Diagnose sei eine Fälschung. Die angebliche Krebserkrankung sei Teil der Verteidigungsstrategie von Mladić. (APA, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2011)