Ouagadougou - In der westafrikanischen Republik Burkina Faso ist es neuerlich zu schweren Unruhen gekommen. In der zweitgrößten Stadt Bobo Dioulasso im Südwesten haben Regierungssoldaten Mittwoch und Donnerstag geplündert und geschossen. Einwohner protestierten gegen das Verhalten der Soldaten und zündeten Fahrzeuge an. Die Präfektur verhängte ein Ausgehverbot. Die neuen Ausschreitungen reihen sich in eine Serie von Soldaten-Protesten in dem verarmten Land ein, die mit einer Meuterei vor mehr als einem Monat gegen die Herrschaft des seit 24 Jahren regierenden Staatschefs Blaise Compaoré begann.

In das Krankenhaus von Bobo Dioulasso wurden seit Mittwoch 15 durch Schüsse Verletzte eingeliefert, verlautete aus Ärztekreisen. Nach der Soldatenmeuterei im April und der Erschießung eines Jugendlichen war es zu Unruhen in verschiedenen Landesteilen gekommen. Es handelte sich um die schwerste Krise seit Bestehen des Regimes. Compaore hatte 1987 als Armeehauptmann mit Unterstützung der früheren Kolonialmacht Frankreich und des Nachbarstaates Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) den linksgerichteten Präsidenten Thomas Sankara gestürzt. Seit 1992 wurden formal Mehrparteienwahlen abgehalten, aus denen das Lager des Staatschefs stets mit großer Mehrheit hervorging.

In den vergangenen Monaten waren wegen der Krise in Côte d'Ivoire die Preise für Lebensmittel und Treibstoff stark gestiegen. Burkina Faso hat keinen Zugang zum Meer und ist auf Versorgung mit Gütern wie Pflanzenöl oder Zucker über das Nachbarland angewiesen. Burkina Faso hat gemeinsame Grenzen mit Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und Côte d'Ivoire und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. (APA)