Den Rundgang durch die Krakauer Innenstadt, die das gotische Krakau der Gründungszeit umfasst, beginnt man am besten auf dem Marktplatz. Mit 200 x 200 m ist es der größte mittelalterliche Marktplatz Europas. Das ganze Jahr über finden hier Festivals, Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Die vielen Cafés unter den Arkaden der Tuchhallen verlocken gleich zu einem ersten Halt.

Foto: Meri Disoski

Rund um die Marienkirche trifft man auf StraßenmusikantInnen, verkleidete Ritter, Pantomimen und anderen SchaustellerInnen, die ihre Kunststücke vorführen. Im Unterschied zum Wiener Stephansplatz gibt es auf dem Krakauer Marienplatz eine Vielzahl an kleinen Ständen, an denen Getränke, kleine Snacks und unterschiedliche Souvenirs erworben werden können.

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In der Marienkirche, die im 14. Jahrhundert erbaut (und danach mehrmals umgebaut) wurde, befindet sich der berühmte Altar von Veit Stoß. Stoß arbeitete zwölf Jahre lang an dem Altar, den er aus Eichen- und Lindenholz schnitzte und mit Blattgold veredelte.

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Neben der Marienkirche und dem Wawel sind die Tuchhallen, die im 14. Jahrhundert erbaut wurden, das wichtigste Wahrzeichen Krakaus. Wurde früher hier mit Tuch, Stoffen und Salz gehandelt, findet man heute kleinere Stände, die Holzerzeugnisse, Lederwaren und andere Souvenirs - allesamt mit volkstümlichem Touch. Im ersten Stock befindet sich eine Gemäldegalerie, die polnische Malerei und Bildhauerkunst aus dem 19. Jahrhundert zeigt.

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In den Gassen der Krakauer Altstadt laden nicht nur die vielen kleinen Souvenirläden zum "Ramschkaufen" ein. Bei jedem Wetter stehen StraßenverkäuferInnen, die unterschiedliche Waren an die TouristInnen bringen wollen, auf den Gehsteigen und bieten in seltenen Fällen auch Ausgefalleneres, wie diese aus Holz geschnitzten Gesichter und Fratzen an - eine Hommage an die Skulpturen, die die Tuchhallen schmücken.

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Flaniert man Richtung Wawel, fallen einem schnell die alle paar Meter in die Höhe gehaltenen Holzschilder, die verschiedene "Ausflugsziele" in der Nähe von Krakau bewerben, auf. Neben Ausflügen zu dem Salzbergwerk in Wieliczka und in die Stadt Zakopane wird auf den farbenfrohen Schildern auch für Halbtagestrips nach Auschwitz-Birkenau geworben.

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Der Wawel-Hügel ist einer der besten Aussichtspunkte der Stadt. Von hier aus erkennt man einerseits die Altstadt und die sie umgebende, vier Kilometer lange Grünanlage die dort entstand, wo sich früher die Stadtmauern befanden. Heute erfreut sich dieser Grüngürtel vor allem bei RadfahrerInnen und LäuferInnen großer Beliebtheit. Auf der anderen Seite blickt man auf die Weichsel und die Weichsel-Promenade.

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Die Krakauer Kathedrale auf dem Hügel ist nicht nur die ehemalige Krönungskirche und Beisetzungsort der polnischen Monarchen. Auch die im April 2010 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Maria und Lech Kaczyński fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

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Auch das Königliche Schloss (Zamek Królewski) wurde auf dem Wawel-Hügel gebaut. Bis Ende des 16. Jahrhunderts diente es den polnischen Monarchen als offizielle Residenz. Alle Räume - sowohl die repräsentativen als auch die privaten - können besichtigt werden. Nicht verpassen sollte man die Sammlung von Wandteppichen aus dem 16. Jahrhundert, die drei biblische Geschichten - Adam und Eva, Turmbau zu Babel und die Arche Noah - nacherzählen.

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Vom Wawel aus gibt es einen besonders eindrucksvollen Weg, der direkt zum Weichselufer führt: Die Drachenhöhle. Eine nicht enden wollende Anzahl an schmalen Treppen führt zunächst in die beleuchtete Höhle und schließlich zum Flussufer - wo eine monumentale Drachenfigur aus Metall alle paar Minuten Feuer spuckt. Der Legende nach lebte in den Höhlen ein Drache, der alle Jungfrauen der Stadt zu verspeisen drohte und nur durch eine List besiegt wurden konnte.

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Hat man es heil aus der Drachenhöhle geschafft, hat man sich eine Stärkung verdient. Die (recht deftigen) Spezialitäten der polnischen Küche sollte man sich nicht entgehen lassen. Neben Barszcz, einer Suppe aus roten Rüben, die mit Ei, Kartoffeln oder Kroketten serviert wird, Bigos, einem Eintopf mit Fleisch, Sauerkraut und (manchmal auch) Pilzen und Gołąbki, die aus einer in Krautblättern gewickelten Füllung aus Reis und Fleisch bzw. in der vegetarischen Variante Reis und Champignons bestehen, locken vor allem die Pierogi, die man in jedem Café und Restaurant erhält.

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Besonders gut schmecken sie im Café Camelot, das früher eine Galerie war. Auch heute noch beherbergt das Camelot die größte Gemäldesammlung des polnischen Malers Nifikor. Mit seinen Holzschränken, Vitrinen und handbemalten Kästen fühlt man sich im Camelot wie in einer Bauernstube. Stadtbekannt ist das Camelot nicht nur für seine Pierogi, sondern auch für seinen Apfelkuchen und die hausgemachten Liköre.

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Ist man - nach exzessivem Pierogi- und Käsekuchengenuss - gehfaul oder (im Fall der Fälle) regenscheu oder will man sich einfach auch nur die dezentraler gelegenen Stadtviertel ansehen: Mit den Straßenbahnen und Bussen kommt man überall bequem hin. Ein Einzelfahrschein kostet 2,50 Złoty - ca. 70 Cent.

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Sportliche Geister seien auf die vielen Radverleiher der Stadt aufmerksam gemacht. Auf zwei Rädern lassen sich Krakau und die nähere Umgebung der Stadt bestens erkunden.

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Unabhängig davon, ob man zu Fuß, mit den Öffis oder dem Leihrad unterwegs ist: In jedem Stadtviertel ist der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II allgegenwärtig. Nicht nur an unterschiedlichen Plätzen in der Stadt (wie hier auf dem Wawel) platzierte Statuen erinnern an den gebürtigen Polen. Spaziert bzw. fährt man mit offenen Augen durch die Straßen, entdeckt man Bilder des Papstes immer wieder auch in den Fenstern von Wohnhäusern - und natürlich in den meisten Kirchen.

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Spaziert man durch Kazimierz, dem ehemaligen jüdischen Viertel Krakaus, ist man mit sehr unterschiedlichen Eindrücken konfrontiert. Jener Stadtteil, der vor dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich von JüdInnen bewohnt war, ist heute der hippste Bezirk der Stadt: Die vielen Bars, Clubs und Cafés ziehen vor allem Studierende und NachtschwärmerInnen an. Außerdem hat sich hier eine bunte KünstlerInnenszene entwickelt, woran beispielsweise auch dieser farbenfroh verzierte "Fiat Polski" erinnert.

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Indes erinnert in Kazimierz aber vieles vor allem an die vor dem 2. Weltkrieg hier lebenden Juden - von den insgesamt 60.000 überlebten nur geschätzte 4.000 die Massentötungen der Nationalsozialisten. 1.100 davon rettete Oskar Schindler, dessen Fabrik zum Historischen Museum der Stadt Krakau umfunktioniert wurde, wo unter anderem auch die Dauerausstellung „Krakau - Okkupationszeit 1939-1945" gezeigt wird. Auch gibt es im Viertel eine Vielzahl jüdischer Restaurants; in den meisten werden regelmäßig Klezmerkonzerte gespielt.

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In Kazimierz sind zwar alle sieben Synagogen erhalten geblieben, aufgrund der heutigen Größe der jüdischen Gemeinde werden allerdings einzig in der Remuh-Synagoge, die aus dem 16. Jahrhundert stammt, am Schabas (also am Freitag nach Sonnenuntergang und am Samstag) und zu anderen jüdischen Festen Gottesdienste abgehalten.

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Neben der Synagoge befindet sich der älteste jüdische Friedhof Krakaus (Stary Cmentarz), der um 1551 angelegt und bis ca. 1800 genutzt wurde. Hier ruhen ungefähr 10.000 JüdInnen. Neben einer Vielzahl von Grabsteinen aus der Zeit des Barocks und der Renaissance befindet sich hier auch das Grab Rabbiners Moses Iserles, zu dem JüdInnen aus aller Welt pilgern, da dort ihre Gebete erhört werden sollen.

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Während des Zweiten Weltkrieges schändeten die Nazis den Friedhof, zerschlugen Grabsteine und -platten und pflasterten mit den Bruchstücken Gehsteige. Nach dem Krieg wurde aus den Grabsteinteilen eine Friedhofsmauer, die Klagemauer genannt wird, errichtet. (Meri Disoski, 3. Juni 2011, daStandard.at)

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