Geiger Benjamin Schmid und Dirigent Valery Gergiev arbeiten unter freiem Himmel an Paganinis Erstem Violinkonzert.

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Maestro Valery Gergiev ist gut für so ein TV-abhängiges Ereignis: Er zeigt Schweiß, Engagement, sorgt mit dämonischem Blick für nötigen Ernst. Und seine wellenartige Handchoreografie ist sowieso ein studierenswerter Blickfang. Alles wichtig. Das als TV-Ereignis global beworbene Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker darf sich ja nicht nur keine Musikdurchhänger leisten. Es muss auch fürs Auge etwas bieten, obwohl "Musik schauen" dazu führt, dass man mitunter das Wesentliche - nämlich die Musik - verpasst.

Wie auch immer. Die optische Eventinszenierung, die vom Schloss Schönbrunn bis zur Gloriette reichte, hat sich bemüht, den 13 ORF-Kameras ausreichend Stoff zu liefern, damit aus Bildernot nicht wie so oft jeder Grashalm abgefilmt werden muss. Bühne und Gloriette wechselten also im Gleichklang ihre Farben, Zuspielungen von Wolkenformationen vertrieben die Zeit. Und zu fetzig interpretierten Bildern einer Ausstellung gab es sogar Ballett. Natürlich, die Musiker: Bei Soloeinwürfen kamen sie rechtzeitig ins Bild, gut wirkte auch Benjamin Schmid, der Paganinis wildes 1. Violinkonzert mutig durchspielte. Und selbst die Regierung sah man in stiller Eintracht lauschen.

Nach wie vor verbesserungswürdig allerdings die den Zugaben vorauseilende schon traditionelle Konversation zwischen Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg und Maestro. Was unter freiem Himmel gut, da spontan wirken mag, entpuppt sich im grausamen TV als etwas schlaff. 425.000 Zuseher und insgesamt 62 übertragende TV-Stationen haben vielleicht doch Pointierteres verdient. (Ljubisa Tosic, dER STANDARD; Printausgabe, 4./5.6.2011)