Wien - Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO (IAEA) Yukiya Amano hat am Montag den Druck auf Teheran erhöht und mit deutlichen Worten erneut an den Iran appelliert, mit der IAEO zu kooperieren. Es gebe neue Beweise, wonach der Iran "bis vor kurzem" nukleare Aktivitäten mit militärischen Dimensionen verfolgt habe, erklärte Amano in einer Pressekonferenz am Rande des IAEO-Gouverneursrats, der seit Montag in Wien tagt.

Seit der letzten Sitzung im Jänner habe die IAEO neue Informationen über die nuklearen Aktivitäten des Iran erhalten, so Amano. Die Weltgemeinschaft beschuldigt Teheran seit Jahren im Geheimen an Atombomben zu arbeiten, der Iran hat die Vorwürfe stets bestritten. Eine Resolution gegen Teheran ist bei der aktuellen Gouverneursratssitzung nicht geplant.

Im Zentrum des Treffens des wichtigsten Entscheidungsgremiums der IAEO steht außerdem das Atomprogramm von Irans Verbündeten Syrien. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass es sich bei dem 2007 durch israelische Bomben zerstörten Gebäudekomplex um eine militärische Nuklearanlage gehandelt habe, so der IAEO-Chef. "Absolute Sicherheit gibt es nicht, weil wir bei unserem Besuch in Dair Alzour (Al Kibar) keinen Zugang zu dem Gelände, Dokumenten und Personen erhalten haben", kritisierte Amano. Zwar habe Syrien nun seine Kooperation mit der Atomenergiebehörde angekündigt, bisher aber keine konkreten Zusagen zur Zusammenarbeit gemacht, bemängelte der IAEO-Chef weiter. Nach dem Gouverneursrat seien weitere Gespräche mit Damaskus geplant.

Bei der laufenden Sitzung des Gouverneursrates wollen die USA und andere westliche Staaten den Druck auf Syrien mit einer Resolution, die das Land wegen der Nichteinhaltung seiner Pflichten an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verweisen würde, erhöhen. Ob dieser Vorschlag eine Mehrheit unter den 35 Mitgliedern des Gouverneursrat findet, ist unklar. Seit drei Jahren untersucht die IAEO Vorwürfe, wonach Syrien in Al Kibar einen geheimen Reaktor gebaut haben soll. Israel zerstörte den Gebäudekomplex im Jahr 2007, bevor die Anschuldigungen aufgeklärt werden konnten. Syrien bestreitet alle Vorwürfe, kooperiert aber seit Jahren nicht ausreichend mit den Atominspektoren. (APA)