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Ein weiteres Gemüse ist vom Verdacht rein gewaschen, die Quelle der Ehec-Erreger zu sein. Die Behörden konnten auf den untersuchten Sprossen keine Keime finden.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Berlin/Hannover/Wien - Auch die deutschen Sprossen sind offenbar unschuldig. Den ganzen Montag über prüften Experten in Labors in Niedersachsen, ob Sprossen aus einem Saatgutbetrieb in der Nähe von Uelzen die Quellen der lebensgefährlichen Ehec-Darmerkrankungen sind oder nicht. Der Verdacht hatte sich über das Wochenende erhärtet.

Am Montag jedoch konnte er nicht bestätigt werden. "Bisher konnte der fragliche Ausbruchsstamm noch nicht nachgewiesen werden", teilte das Landwirtschaftsministerium in Hannover nach Auswertung von 23 der 40 Proben aus dem Betrieb mit. Es wird weiterhin geprüft, doch so lange die Sprossen nicht ausgeschlossen werden können, will die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) auf Nummer sicher gehen. Sie sprach am Montag eine weitere Warnung aus: Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sollen bis auf Weiteres nicht nur rohen Salat, Gurken und Tomaten, sondern eben auch Sprossen meiden.

Die Suche bei den Sprossen erweist sich als schwierig, weil deren Verkauf bereits einige Zeit zurück liegt. Nun aber könnte eine mehrere Wochen alte Packung Abhilfe schaffen, die aus besagtem Bio-Hof stammt. Ein 42-jähriger Hamburger hat diese den Behörden übergeben.

Alte Packung im Kühlschrank

Er hatte sie nach seiner Rückkehr aus dem Spital im Kühlschrank vorgefunden. Er selbst war schwer erkrankt und musste daraufhin mehrere Tage auf der Isolierstation eines Lüneburger Krankenhauses (Niedersachsen) verbringen. "Wenn im April Ehec-Keime in der Packung waren, dann sind sie immer noch drin", sagte die Leiterin der Lebensmittelüberwachung im Bezirksamt Hamburg-Eimsbüttel, Marianne Pfeil-Warnke.

Obwohl der Erreger immer noch nicht gefunden wurde, ist in Deutschland zumindest leichte Entspannung zu verzeichnen. Das Robert-Koch-Institut berichtet von einem etwas langsameren Anstieg bei den Erkrankungen in Hamburg und Niedersachsen - jenen Bundesländern, die zu den am meisten betroffenen zählen.

Entschädigung geplant

Die EU plant eine Entschädigung für europäische Gemüsebauern, die durch den Ehec-Ausbruch Verluste erlitten. Beim Treffen der EU-Agrarminister am Dienstag soll eine grundsätzliche Einigung über die Vorgangsweise erzielt werden. Deutschland und Spanien haben bereits Gespräche mit spanischen Bauern aufgenommen: die deutsche Regierung hatte ursprünglich spanische Gurken als Auslöser der Epidemie vermutet, zwei Betriebe in Andalusiern waren geschlossen worden. "Die Produzenten müssten zu 100 Prozent" für ihre Ausfälle entschädigt werden, forderte die spanische Landwirtschaftsministerin Rosa Aguilar am Montag, "wir haben Deutschland gesagt, dass es für den von ihm verursachten Schaden aufkommen muss."

Der Zustand jener deutschen Frau, die seit Freitag im Wiener AKH behandelt wird, blieb weiter stabil. Sie sei nicht in Lebensgefahr, sagte eine Sprecherin des KAV am Montag in Wien Heute. Die Frau werde zwar auf der Intensivstation behandelt, sie sei aber ansprechbar und brauche derzeit noch keine Dialyse. Die Frau war bereits mit Ehec-Symptomen aus Niedersachsen nach Österreich gekommen. (bau, red, DER STANDARD-Printausgabe, 7.6.2011)