Irgendwann meinte der Infektologe recht trocken, es gäbe keine absolute Sicherheit; es könne "jederzeit ein Unfall passieren - auch hierzulande." Die Miene von Landwirtschaftsminister Berlakovich sah man nicht; selbige wird aber an Entschlossenheit nicht das Geringste eingebüßt haben. Schließlich war der Minister "Ins Zentrum" zu Ingrid Thurnher marschiert, um beim Thema "Gefährliche Genüsse - wenn Essen tötet!" für flächendeckende nationale Beruhigung zu sorgen.

Im Rahmen seiner vegetarischen Landesverteidigung schoss er nicht nur mit Schlüsselworten ("Sicherheit" und "Vertrauen") und patriotischen Sätzen herum ("Wir wollen den Tisch für österreichische Lebensmittel decken - für die Österreicher" ).

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Er war auch mit einer gurkengrünen Krawatte bewaffnet und hatte einen vollen, sicher rein österreichischen Gemüsekorb als stummen Adjutanten zur Seite. Und welches Strahlen! Der Korbinhalt wirkte, als hätten alle Visagisten des ORF schminkend am vertrauenerweckenden Aussehen der Gurken, Paradeiser und Paprika mitgewirkt.

Hernach zückte Berlakovich indes auch noch zwei große Tafeln, um den TV-Konsumenten zu mahnen, beim Kauf auf das "Ama Gütesiegel" und das "Ama Bio-Zeichen" zu achten.

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Hiermit wurde sein Triumph komplett. Der Effekt wäre nur noch zu steigern gewesen, hätte der Minister vor laufender Kamera den gesamten Inhalt des Gemüsekorbes verzehrt. Doch ließ Berlakovich von diesem TV-Schachzug ab - im vollen Bewusstsein wohl, dass ihm längst die Stimmen aller patriotischen Vegetarier sicher waren. Diese Diskussion wird ob der Ministeroffensive in Erinnerung bleiben. (Ljubiša Tošić/DER STANDARD, Printausgabe, 7.6.2011)

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