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Pedro Passos Coelho hat die Wahlen in Portugal gewonnen.

Foto: EPA/JOSE SENA GOULAO

Pedro Passos Coelho gibt Anlass für leidenschaftliche Diskussionen. Seinen Anhängern gilt der 47-jährige Wirtschaftswissenschafter als unverbrauchter Hoffnungsträger. Für seine Gegner, von denen es auch in den Reihen seiner Sozialdemokratischen Partei (PSD) genug gibt, ist Passos ein Politiker ohne jede Erfahrung. Die Biografie des künftigen portugiesischen Premierministers bietet Belege für beide Seiten.

In Angola als Sohn eines Arztes aufgewachsen, kam Passos im Alter von zehn Jahren nach der Nelkenrevolution 1974 nach Portugal zurück. Nach einem kurzen Abstecher in eine kommunistische Jugendorganisation, "mit dem Traum, die Welt zu ändern" , schloss er sich im Alter von nur 14 Jahren der Jugend der PSD an und trat damit politisch in die Fußstapfen seines Vaters, der ebenfalls den Konservativen angehört. Mit 20 wurde Passos Generalsekretär der Jugendorganisation, mit 27 Abgeordneter. Seit einem Jahr steht er der PSD vor.

Ein steiler Werdegang, der den begabten Fado-Sänger und Vater dreier Kinder aus zwei Ehen dennoch nie in ein öffentliches Amt führte, von einem kleinen Abstecher in die Gemeindeverwaltungen von Amadora und Vila Real einmal abgesehen. Passos kann stattdessen, anders als die meisten Politiker in seiner Heimat, mit Erfahrungen "außerhalb" aufwarten. Als er 1999 nicht wieder für das Parlament kandidierte, arbeitete er in zahlreichen Unternehmen als Berater und unterrichtete an der Hochschule in Lissabon. Als erster und bisher einziger Politiker verzichtete er dabei auf die lebenslange Pension als Ex-Parlamentarier.

Trotz jahrelanger Parteiarbeit tat sich Passos im Wahlkampf schwer. Er ist kein begabter Redner, und es fehlt ihm an Charisma. Doch der Augenblick war günstig. Sein begabterer Kontrahent José Sócrates hatte einfach zu viel an Popularität eingebüßt.

Passos führt den neoliberalen Flügel der PSD. Dieser brachte den Politiker, der - obwohl areligiös und eher liberal als konservativ - gerne mit katholischen Themen wie dem Verbot der Abtreibung im Wahlkampf spielte, vor einem Jahr an die Parteispitze - sehr zum Leidwesen so mancher Altvorderer, allen voran Aníbal Cavaco Silva.

Der aktuelle Präsident der Republik kennt Passos seit Ende der 80er-Jahre. Damals war Cavaco Silva Premier. Passos mobilisierte an den Unis die PSD-Jugend gegen die Erhöhung der Studiengebühren. Cavaco Silva hat dies nie verwunden. Jetzt müssen beide zusammenarbeiten. (Reiner Wandler, STANDARD-Printausgabe, 7.6.2011)