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Deutsch Behörden warnen vor rohen Sprossen - auch vor selbst gezogenen.

Foto: AP/Gero Breloer

Berlin - In Deutschland sollten derzeit keine rohen Sprossen gegessen werden - auch keine selbst gezogenen. Diesen Schluss zogen die Behörden aus der Suche nach der Infektionsquelle für die Ehec-Erkrankungen. Sprossen von einem Biohof im niedersächsischen Bienenbüttel wurden inzwischen zweifelsfrei als Ehec-Träger identifiziert. Nicht geklärt ist, ob Mitarbeiter den Keim eingeschleppt haben oder ob er durch Saatgut oder andere Quellen in den Betrieb gelangte. Auch die Infektionswege der Mitarbeiter sind unklar. Bisher starben 36 Menschen an den Folgen der Erkrankung.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) sagte am Montag, es seien inzwischen drei Sprossen-Arten auf dem Biohof eingegrenzt worden. Demnach haben fünf erkrankte oder positiv getestete Mitarbeiterinnen des Betriebes bevorzugt Sprossen von Brokkoli, Knoblauch und Bockshorn gegessen.

Such nach belastetem Saatgut

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vermutet, dass Saatgut für Sprossen mit dem Ehec-Keim belastet sein könnte. Daher warnt die Behörde auch vor selbst gezogenen rohen Sprossen und Keimlingen. Auf diese Spur brachte die Fahnder eine erkrankte Familie in Niedersachsen. Der Erreger konnte zunächst aber nicht in den Samen nachgewiesen werden.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) nimmt die Zahl der Ehec-Neuerkrankungen ab. Seit einigen Tagen würden "auf deutlich niedrigerem Niveau" Fälle übermittelt, teilte die Behörde mit. Ob der Rückgang auf ein verändertes Essverhalten oder auf ein Versiegen der Infektionsquelle zurückzuführen ist, ist unklar.

100 bräuchten Spenderniere

Bis zum Pfingstsonntag registrierte das Institut insgesamt 3228 Erkrankungen. Davon litten 781 Menschen unter der besonders schweren Verlaufsform Hus, dem hämolytisch-urämischen Syndrom. 100 der Patienten dürften derart schwere Nierenschäden erlitten haben, dass sie eine Transplantation oder lebenslange Dialyse bräuchten.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat in der Bild am Sonntag das Meldeverfahren der Behörden als zu langsam kritisiert. Die Erkrankungen würden von den Gesundheitsämtern zum Teil per Post über das Landesgesundheitsamt an das RKI mitgeteilt. Das dauere mindestens eine Woche - die Krankenhäuser sollten Ehec-Fälle direkt per Mail an das Robert-Koch-Institut melden. (dpa, fern, DER STANDARD; Printausgabe, 14.6.2011)