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Chinas General Chen Bingde spricht vor Medienvertretern im Pentagon

Foto: AP

Eine nicht enden wollende Serie an Hacker-Angriffen auf US-Behörden und -Konzerne bekräftigt den Verdacht, wonach die USA seit Jahren gezielten Angriffen des chinesischen Militärs ausgesetzt ist. In einem jüngsten Bericht des Wall Street Journals legt der ehemalige Sicherheitsbeauftragte des Weißen Hauses Richard Clarke nahe, dass China sukzessive Industriespionage betreibt, Schwachstellen der US-Infrastruktur offenlegt, sensible Daten aus Behörden stiehlt und die US-Regierung dabei handlungsunfähig verharren lässt.

Auffälliges Verhalten

Obwohl die chinesische Führung derartige Anschuldigungen mehrfach zurückgewiesen hat, sieht Clarke einen eindeutigen Zusammenhang in den wiederholten Angriffen auf US-Institutionen. Als aktuellstes Beispiel sei der Einbruch in die Computersysteme der Sicherheitsfirma RSA herangezogen. Dabei scheinen Hacker den Programmcode des branchenweit eingesetzten Sicherheitssystems SecureID gestohlen zu haben. Kurz darauf wurde der US-Rüstungskonzern Lockheed ein Opfer von Cyber-Spionen, die sich dabei die zuvor gestohlenen RSA-Daten zunutze machten.

Keine Kriminellen

Es sei nur einer von zahlreichen Schlägen gegen US-Einrichtungen. 2009 etwa stahlen aus China vermutete Hacker Pläne zum landesweiten Stromnetz der USA. Informationen, die vor allem bei der physischen Kriegsführung dienlich seien könnten. Wenngleich China die Verstrickung in diese Angriffe dementiert und auf kriminelle Gruppierungen in oder außerhalb des Landes verweist, sei es laut Clarke äußerst unwahrscheinlich, dass kriminelle Organisationen hinter derartigen Aktionen stehen. Dazu fehle das Motiv: Cyber-Kriminelle greifen Banken, keine Behörden an.

Planlos

Ein grundlegendes Problem sei, dass sich die US-Regierung über diese Angriffe im Klaren sei, aber keine entsprechenden Gegenmaßnahmen setzen könne. Auf der einen Seite hätte man Cyber-Angriffe zwar zum Kriegsgrund erklärt, auf der anderen Seite habe man intern noch kein Kraut gegen die Guerilla-Taktik der chinesischen Angreifer gefunden. Vielmehr bereite das Verteidigungsministerium Angriffsmaßnahmen vor, sollte China eines Tages tatsächlich zum umfassenden Cyber-Schlag gegen die USA ansetzen. Ein Schutzschild für die regelmäßig angegriffenen Unternehmen und Behörden fehle allerdings. (zw)