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Die US-Presse ist sich einig: Robert Carlyle, Hitler-Darsteller der CBS-Miniserie "Hitler: The Rise of the Evil", hat seine Sache gut gemacht. "Carlyles Hitler ist ein humorloser, paranoider Antisemit, der von seinen Kameraden ausgelacht wird", schreibt etwa die "Los Angeles Daily News". Und die Ängste, dass die gezeigte Biografie des jungen Adolf Hitler bis zu seinem Aufstieg zur Macht möglicherweise Sympathien für den späteren Diktator wecken könne, waren im Nachhinein auch unbegründet. So lautete die einhellige Meinung der Kritik, nachdem Dienstagabend der zweite und letzte Teil gesendet wurde.

Aufregung schon im Vorfeld

Doch auch nach der Ausstrahlung reißen die Kontroversen nicht ab. Die frühen Jahre Hitlers brachten einen schwelenden Konflikt zum Aufflammen: Kritiker diskutieren die Frage, ob biografische, möglicherweise psychologische Erklärungsversuche die Schreckenstaten des Diktators entschuldigen. Schon im Vorfeld war die Aufregung groß: Produzent Ed Gernon musste zurücktreten, weil er in einem Interview gesagt hatte, dass Angst ein Grund für die Akzeptanz von Hitlers Politik durch die Öffentlichkeit gewesen sei, und dabei Parallelen zur Situation der USA zog. Zwei texanische Fernsehanstalten weigerten sich, den Film auszustrahlen.

Die Debatte greift mittlerweile auch auf Deutschland über. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" widmete der Doku fast eine ganze Seite; der "Tagesspiegel" lobte mit Vorbehalten moralische Eindeutigkeiten. Ein Sender, der den Film zeigen will, hat sich aber noch nicht gefunden. Stattdessen engagierte die ARD Bruno Ganz für einen eigenen Hitler-Film. Im Mittelpunkt stehen die letzten Tage im Führerbunker. (prie/DER STANDARD, Printausgabe vom 21.5.2003)