Bozen - Mit dem offiziellen Ende des Südtirol-Konfliktes
zwischen Österreich und Italien, der so genannten
"Streitbeilegungserklärung", befassen sich zwei Bücher, die am Montag
in Bozen präsentiert wurden. "1992: Ende eines Streites. Zehn Jahre
Streitbeilegung im Südtirolkonflikt zwischen Italien und Österreich"
erschien im Nomos-Verlag, Baden-Baden, die italienische Version
"1992: Fine di un conflitto" im Verlag Il Mulino, Bologna.
Am 19. Juni 1992 wurde mit der Aushändigung der
Streitbeilegungserklärung an den damaligen Generalsekretär der UNO,
Boutros Boutros-Ghali, ein Schlussstrich unter einen Konflikt
gezogen, der 32 Jahre lang Italien und Österreich in Bezug auf die
Südtirol-Frage entzweit hatte. Die Bücher sind das Ergebnis einer
Tagung, die vor einem Jahr in Bozen anlässlich des 10. Jahrestages
der formellen Streitbeilegung vor den Vereinten Nationen
stattgefunden hatte. Bei der Tagung im Juni 2002 wurde mit Hilfe von
Zeitzeugen, Historikern, Rechts- und Politikwissenschaftlern
versucht, über die Ereignisse von 1992 und die seither verstrichenen
zehn Jahre Autonomie nachzudenken.
Denkanstoß
"Wenn das neue Europa nach wie vor die Befriedung durch Dialog und
Konsens zu einem seiner Wesensmerkmale machen möchte, so ist die
Beilegung des ethnischen Konflikts in unserem kleinen Land eine
Erfahrung, die als Denkanstoß dienen soll", erklärte
Landtagspräsidentin Alessandra Zendron (Grüne) bei der Vorstellung.
Die Historiker Hans Heiss und Michael Gehler erzählen im Buch die
politischen Ereignisse bis 1992, welche Vorgehensweisen zur
Streitbeilegung geführt haben und durch welche sie verhindert werden
sollten. Die Zeitzeugen, die im Buch vorkommen, sind allesamt
Personen, die entscheidend zur friedlichen Lösung beigetragen haben
und zwar entgegen einer allgemeinen Tendenz, die lange Zeit den Weg
des Konflikts bevorzugt hatte: Alcide Berloffa, Roland Riz, Franz
Matscher und Renato Ballardini hätten mit Intelligenz nach
friedlichen Wegen gesucht und deren Verwirklichung mit Hartnäckigkeit
verfolgt. Hilda Pizzinini, Präsidentin der Union Generela der
Ladiner, erzählt von der Befürchtung vieler Ladiner, dass die
kulturellen Rechte ihrer Sprachgruppe nicht ausreichend
berücksichtigt werden.
(APA)