Rom - Der skandalumwitterte italienische Geschäftsmann Igor Marini, der sich als Kronzeuge in der Korruptionsaffäre um die Firma "Telekom Serbia" in der Schweiz in Haft befindet, hat vor Turiner Ermittlern seine Vorwürfe gegen den EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi bestätigt. Marini, der am 8. Mai in der Schweiz wegen mutmaßlicher Geldwäsche festgenommen worden war, wurde in Bern von italienischen Staatsanwälten vernommen, die wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen beim Erwerb eines 30-prozentigen Aktienpakets der Telekom Serbia durch die Telecom Italia im Jahr 1997 ermitteln.
Marini, der inzwischen von einer Haftanstalt in der Nähe von Lugano nach Bern verlegt wurde, wiederholte, dass der damalige Ministerpräsident Romano Prodi Schmiergelder in Zusammenhang mit der Übernahme der Beteiligung an der Telekom Serbia kassiert habe. Marini belastete auch den damaligen Außenminister Lamberto Dini, der derzeit als Vertreter der italienischen Opposition im EU-Konvent sitzt, sowie den damaligen Minister für Außenhandel Piero Fassino, derzeitiger Vorsitzender der Linksdemokraten (DS, stärkste Oppositionspartei).
Beweise für Anschuldigungen
"Marini hat die Vorwürfe bestätigt", betonte der Rechtsanwalt des römischen Geschäftsmannes, Stefano Camponovo. Marini hatte versichert, dass Beweise für seine Anschuldigungen in Lugano existieren würden. Daher war er vor zwei Wochen mit zwei italienischen Parlamentariern in die Schweiz gereist. Bei der Aktensuche waren die beiden Parlamentarier von der Tessiner Kantonspolizei wegen "verbotener Handlungen für einen fremden Staat" festgenommen, nach einigen Stunden aber wieder frei gelassen worden. Marini bleibt dagegen in Haft.
In Italien wird an der Glaubwürdigkeit Marinis stark gezweifelt. Der Geschäftsmann mit einer Vergangenheit als Schauspieler in zweitrangigen Filmen sei öfters in Betrugsfälle verwickelt worden, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag. Marini wurde vom Ex-Außenminister Dini wegen Verleumdung angezeigt. (APA)