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Die Fälle EMTS, Steiner oder Bank Burgenland nur die Spitze des Eisberges - Die Wirtschaftskriminalität ist stark im Steigen, Konsequenzen werden kaum gezogen.

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Wirtschafts- kriminalität - Häufigste Delikte in betroffenen Unternehmen - Grafik zum Vergrößern anklicken.

Grafik: APA

Wien - Wenn Unternehmen wie die Bank Burgenland um Milliarden geprellt werden oder sich der Chef der Rieger-Bank mit einem Koffer voll Geld absetzt, sorgt dies für Schlagzeilen. Aber diese spektakulären Fälle von Wirtschaftskriminalität seien nur die weithin sichtbare Spitze des Eisbergs, sagt Peter Humer von KPMG, dem international tätigen Wirtschaftsprüfer. In Österreich sei "jedes zweite Unternehmen ein Opfer von Wirtschaftskriminalität", vom sprichwörtlichen Griff in die Kasse bis zu den nach Schadensgröße bedeutsameren Manipulationen von Finanzdaten durch das Management. Tendenz: steigend - vor zwei Jahren waren 39 Prozent der heimischen Firmen betroffen.

"Ganz normale Gier von Einzelpersonen"

Der durchschnittliche Schaden: 400.000 Euro bei Firmen unter 1000 Mitarbeitern, 500.000 Euro bei Firmen über 1000 Mitarbeiter - was KPMG zu einem jährlichen Gesamtschaden von 1,2 Mrd. Euro in Österreich hochrechnet. Folgekosten, wie Firmenpleiten, Arbeitslosigkeit oder Verluste der Aktionäre, sind dabei nicht eingerechnet. Verantwortlich sei nicht organisierte Kriminalität, "sondern die ganz normale Gier von Einzelpersonen", hat KPMG bei seiner Erhebung unter Österreichs 500 größten Firmen herausgefunden.

Kaum Konsequenzen

Sosehr Firmen inzwischen erkannt haben, dass Wirtschaftskriminalität ein Problem ist (57 Prozent halten sie für ein "ernsthaftes Problem"), so wenig (nur fünf Prozent) glauben sie, dass es bei ihnen passiert. Und durch Schaden werden auch nicht alle klug: Nur in der Hälfte der Fälle kommt es zur Anzeige, und 40 Prozent ziehen keine Konsequenzen in Form von verbesserter Kontrolle. Dabei schneidet Österreich noch vergleichsweise gut ab: In Deutschland berichten 70 Prozent aller Unternehmen von Wirtschaftskriminalität.

Die Mehrzahl der Fälle sind Delikte wie Diebstahl oder gefälschte Rechnungen; dafür richtet das "obere Management" als Täter den größeren Schaden an - die Hälfte der Schäden geht auf nur 13 Prozent der Täter zurück. Zu zwei Dritteln sei der Täterkreis im Bereich von Mitarbeitern und Führungskräften der betroffenen Firmen zu finden, sagt Humer, nur zu einem Drittel durch die Mitwirkung von Außenstehenden. (spu, DER STANDARD, Printausgabe 21.5.2003)