Was man den Österreichern alles erzählen kann: Vor der Wahl im November vorigen Jahres erklärte Kanzler Schüssel, es werde eine "Wirtschaftsplattform" geben, die den Kauf der "Eurofighter" finanziere. Einigermaßen denkfähige Bürger haben das schon damals nicht geglaubt, weil es keinen erkennbaren Nutzen für die Privatwirtschaft aus so einem "Geschäft" gibt. Niemand machte sich im Übrigen aber Gedanken darüber, dass ein Regierungschef die Finanzierung der höchsten Souveränitätsfunktion, nämlich die Landesverteidigung, der Privatwirtschaft überlassen will. Das wäre weltweit und historisch einmalig gewesen und nicht einmal in irgendwelchen Bananenrepubliken üblich. Egal. Schüssel gewann die Wahl glänzend - und jetzt werden die Kampfflugzeuge eben aus Steuermitteln gekauft, wie überall auf der Welt. Die Wahl des Typs "Eurofighter" ist ein eigenes Kapitel. Was aber hier interessiert, ist die Aussage über die politische Kultur eines Landes: Der Regierungschef macht ein bizarres Vorwahlversprechen. Das nimmt keiner ernst. Als dieses Versprechen dann nicht verwirklicht wird, regt das auch niemanden besonders auf. Ist das Zynismus? Apathie? Oder einfach Österreich? (DER STANDARD, Printausgabe, 21.5.2003)