Wien - Ein bescheidenes Zeugnis stellte sich die Republik Österreich mit dem Forschungs- und Technologiebericht 2003 aus. Demnach ist Österreich, was seine Leistungsfähigkeit in Sachen Forschung und Innovation betrifft, im EU-Vergleich ein "höchst durchschnittliches Land".

Österreich weise in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre eine "zu geringe Veränderungsdynamik" sowohl bei F&E-Ausgaben und Humanressourcen als auch beim Anteil forschungsintensiver Produkte und Dienstleistungen sowie Patente auf. Das leichte Wachstum der F&E-Ausgaben habe nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung der generellen Position geführt.

Hauptproblem sei der relativ geringe Anteil privat finanzierter Forschung, heißt es im Bericht, der die "bloß durchschnittlichen F&E-Ausgaben" mit der Industriestruktur und der geringen Zahl großer forschungsintensiver Firmen erklärt. Problematisch sei auch, dass der Anteil der Wissenschafter am Arbeitskräftepotenzial in Europa und auch in Österreich unter jenem der USA oder Japans liege.

Besonders auffällig ist der niedrige Anteil an F&E-Beschäftigten, insbesondere der EU-weit niedrigste Anteil an Forscherinnen. Dieses Problem werde sich verschärfen, weil die Zahl der Studienanfänger und -abschlüsse in technisch-naturwissenschaftlichen Fächern sinke.

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und Infrastrukturminister Hubert Gorbach ficht diese ernüchternde Bilanz nicht an. Für beide ist die Entwicklung der F&E-Quote - also der Forschungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) - "erfreulich", denn die F&E-Ausgaben würden das BIP-Wachstum übersteigen, was wiederum zu einer Erhöhung der Forschungsquote auf 1,95 Prozent (in absoluten Zahlen: 4,2 Mrd. Euro) im Jahr 2002 geführt habe.

Der Anstieg wird vor allem auf gestiegene F&E-Ausgaben des öffentlichen Sektors zurückgeführt, der Finanzierungsanteil der inländischen Unternehmen betrage nur 39 Prozent und liege damit deutlich unter dem EU-Schnitt. Eine Globalschätzung der F&E-Ausgaben des laufenden Jahres und damit der aktuellen Quote ist im Bericht - wohl aufgrund des späten Budgetbeschlusses - nicht enthalten.

Um das Regierungsziel, eine F&E-Quote von 2,5 Prozent des BIP (bis 2006), zu erreichen, sei ein kumulierter Mehraufwand von 3,2 Mrd. Euro nötig, heißt es in der Analyse. Um das Langfristziel einer Dreiprozentquote bis 2010 zu schaffen, müssten die Forschungsausgaben übrigens real um 3,1 Mrd. oder rund drei Viertel höher sein als 2002. Das entspräche einer jährlichen Steigerung um durchschnittlich 390 Mio. Euro; davon 130 Mio. müssten von der öffentlichen Hand kommen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 5. 2003)