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Johannes Huber, Vorsitzender der Bioethik-Kommission

Foto: apa/schlager

Wien - Der Vorsitzende der Bioethik-Kommission, der Wiener Universitätsprofessor Johannes Huber, glaubt nicht an ein baldiges Klon-Baby. Bei der jüngsten Ankündigung des US-Fortpflanzungsmediziners Panos Zavos, in den kommenden Wochen ein geklontes Embryo in eine Gebärmutter einsetzen zu wollen, "liegt der Verdacht eines PR-Gags in der Luft", sagte Huber in der Nacht auf den heutigen Mittwoch in einem "ZiB3"-Interview.

Allerdings handle es sich beim Klonen um ein Glücksspiel, "und in einer Lotterie gibt es auch Treffer. Das wäre dann eine Katastrophe", sagte der Gynökologe und Endokrinologe.

Zellteilung gestört

Unwahrscheinlich sei ein Klon-Baby deswegen, weil bei geklonten Organismen die Zellteilung gestört sei, erläuterte Huber. Er verurteilte diese Form der Fortpflanzung als "unethisch" und "unverantwortlich", weil das geklonte Individuum schwerste Krankheiten erdulden müsste und auch die Mutter Schaden nehmen würde.

"Verbot sinnvoll"

Ein internationales Verbot des reproduktiven Klonens bezeichnete Huber als "sinnvoll". Allerdings könnten solche Gesetze "nicht verhindern, dass sie gebrochen werden". Daher müsse man darauf setzen, das "kollektive Bewusstsein" zu verändern.

Die Menschen müssten erkennen, dass es sich beim Klonen um einen "Rubikon" handle, "den wir nicht überschreiten dürfen". In diesem Zusammenhang ließ Huber den Vergleich mit der künstlichen Befruchtung, die nach anfänglicher Aufregung mittlerweile zu einem Routineverfahren geworden ist, nicht gelten. Im Gegensatz zur künstlichen Befruchtung ist das Klonen nämlich "ganz etwas Neues".

Verkündigungen

Ende Dezember hatte die französische Wissenschaftlerin Brigitte Boisselier von der Raelianer-Sekte bereits die Geburt des ersten Klon-Babys verkündet und damit weltweit Entsetzen ausgelöst. Im Februar sagte der italienische Reproduktionsmediziner Severino Antinori, ihm lägen Informationen über die Geburt eines Klon-Babys in China vor. Beweise blieben aber bis heute aus. Zavos verkündete Mitte Mai, dass er einen geklonten Embryo aus den Körperzellen einer 45-jährigen Amerikanerin hergestellt habe. Er wurde zunächst eingefroren.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Bioethik-Kommission, der 19 namhafte Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaft, Soziologie, Molekularbiologie und Wirtschaft angehören, hat im Juli 2001 ihre Tätigkeit aufgenommen. Sie soll die Regierung auf wissenschaftliche Entwicklungen hinweisen, die von gesellschaftlicher Relevanz sind und die Politiker mit Vorbewertungen bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützen. (APA)