New York/Bagdad - Mit weiteren Konzessionen an ihre Kritiker wollen die USA ihren Irak-Resolutionsentwurf so rasch wie möglich im UN-Sicherheitsrat durchbringen. Die Resolution wird möglicherweise bereits am Donnerstag beschlossen. Zentrales Zugeständnis ist die Überprüfung der Resolution nach einem Jahr, wie aus diplomatischen Kreisen verlautete. Allerdings widersetzte sich Washington dem französischen Vorschlag, die amerikanisch-britische Verwaltung im Irak von vornherein auf ein Jahr zu begrenzen.
Der Entwurf liegt mittlerweile in vierter Fassung vor. Der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte sprach am Dienstagabend (Ortszeit) in New York von einer breiten Unterstützung. In UN-Kreisen rechnet man mit mindestens zwölf der 15 Stimmen des Rates für die Resolution. Frankreich, Russland und Deutschland werden dem Antrag aller Voraussicht nach zustimmen.
Der Entschließungsentwurf sieht vor, dass die Kontrolle über das irakische Öl bei den Okkupationsmächten USA und Großbritannien bleibt. Die Erlöse aus dem Ölexport sollen dem Wiederaufbau dienen, allerdings sollen die Besatzungsmächte allein über Preise und Mengen sowie darüber entscheiden können, an welche Konzerne das Öl verkauft wird. Dies soll bis zum Amtsantritt einer frei gewählten Regierung gelten.
Auch in der Frage der Waffeninspektoren signalisierten die USA weiteres Einlenken. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, er sei bereit, Fachleute der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wieder ins Land zu lassen, um die amerikanischen Experten zu "unterstützen". Auf entsprechende Forderungen von IAEO-Chef Mohamed ElBaradei war die US-Regierung bisher nicht eingegangen. Oberst Tim Madere sagte in Bagdad, internationale Experten würden zur Inspektion von zwei verdächtigen mobilen Labors eingeladen.
US-Experten stellten unterdessen in der größten irakischen Atomanlage Tuwaitha zwei radioaktive Stellen auf dem Erdboden fest, wo Plünderer offenbar Container mit Uranoxid geleert haben.
Eine irakische Allparteienkonferenz soll voraussichtlich Mitte Juli eine Übergangsregierung bestimmen. Dies kündigte der US-Zivilverwalter Paul Bremer am Mittwoch in Bagdad an. Nach einem Bericht der New York Times werden die Besatzungsmächte noch diese Woche eine Proklamation an die Iraker zur Abgabe automatischer und schwerer Waffen erlassen. Wer sich weigere, werde festgenommen. Ausgenommen seien nur Iraker, die Waffen aufgrund ihrer Polizei- oder militärischen Funktion tragen dürften. (red,AP,AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 22.5.2003)