Bild nicht mehr verfügbar.

Gegen die Sparmaßnahmen wird immer wilder und chaotischer demonstriert und gestreikt.

Foto: AP/Lefteris Pitarakis

Griechenland ist in Gefahr, weil die Regierungen (besonders die vorige, konservative) - und die Bevölkerung - unverantwortliche Zustände aktiv gefördert haben: ein riesiger Staatssektor mit überflüssigen Beamten, massive Freunderlwirtschaft mit Geldverschwendung bei sinnlosen Projekten, elende Steuermoral, Subventionierung von zukunftslosen (Staats)-Betrieben, das Ganze auf Schulden finanziert.

Gegen die dadurch ausgelösten Sparmaßnahmen wird immer wilder und chaotischer demonstriert und gestreikt. Das verschärft die Pleitesituation natürlich noch. Wenn die Maßnahmen nicht durchzusetzen sind, wird es irgendwann einmal auch keine Kredite von der EU und dem IWF mehr geben. Dann kommt der ungeordnete Staatsbankrott, der auch andere Länder (und deren Banken) nicht unberührt lassen wird.

Schrecklich unverantwortlich, diese Griechen. Aber fast alle Staaten in Europa weisen Anzeichen der griechischen Krankheit auf, nicht zuletzt Österreich. Üppige Klientelpolitik auf Schulden - das kennen wir doch auch. Verschwendung in sinnlosen Prestigeprojekten ist uns auch nicht fremd.

Die Steuermoral ist besser, die Wirtschaft insgesamt leistungsfähiger. Aber soeben hat der Währungsfonds gemahnt, dass wir etwas mit unserem Pensions- und Gesundheitssystem tun müssen. Wir mokieren uns über die Griechen, leiden jedoch selbst schon am Griechenland-Syndrom. (Hans Rauscher, DER STANDARD; Printausgabe, 17.6.2011)