Der südliche Traunsee ist gesäumt von herrlichen Aussichtsgipfeln, darunter der berühmte Traunstein und der Erlakogel, die Nasenspitze der Schlafenden Griechin. Die beiden Sonnsteine zwischen Traunkirchen und Ebensee reichen zwar an Höhe nicht an die bekannteren "Kollegen" heran, an besonders schöner Aussicht und an beeindruckenden Tiefblicken auf den See und auf etliche Ufergemeinden mangelt es auch bei ihnen nicht. Nur sind sie leichter erreichbar, schon wegen der geringeren Höhendifferenz.
Auf dem Kleinen Sonnstein soll es einst einen "Fürstensitz" gegeben haben - so steht es zumindest in alten Beschreibungen -, zu finden ist er jedoch nicht mehr. Die traumhafte Sicht auf Traunkirchen, zum Traunstein und auf Ebensee aber blieb natürlich erhalten und lohnt die Mühen des Aufstiegs.
Als besonders empfehlenswert gilt die Überschreitung über den Großen Sonnstein nach Ebensee, diese verlangt aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, da eine mit Seilen gesicherte felsige Passage überwunden werden muss. Der Größere der beiden Sonnsteine beschert dem Besucher freie Sicht zum Feuerkogel, der bekanntesten Erhebung des Höllengebirges, und zu einem Teil des Toten Gebirges. Zudem wandert man ein erhebliches Stück durch ein Terrain, das trotz der relativ geringen Höhe alpinen Charakter aufweist.
Die heute als romantisch und idyllisch angesehenen Sonnsteine galten einst als Verkehrshindernis, da sie die Landverbindung zwischen Traunkirchen und Ebensee unterbrachen. Bis zum Jahre 1861 musste man auf den Wasserweg ausweichen, der sich vor allem bei Sturm und Nebel als sehr gefährlich erwies. Dann entstand eine Straße, im Jahre 1877 wurde die Eisenbahn gebaut, die man 1924 elektrifiziert hat. Mit der Bahn überbrückt man besten und billigsten die Distanz zwischen Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung, sofern man nicht eine Schifffahrt bevorzugt.
Die kleine, malerische Hütte unter dem Gipfel des Kleinen Sonnsteins wird von der Bergrettung bewirtschaftet.
Die Route: Von Traunkirchen wandert man in einer Viertelstunde auf der alten Bundesstraße - die nach dem Bau des Umfahrungstunnels nur noch wenig Verkehr aufweist - nach Siegesbach. Dort beginnt die rote Markierung auf den Kleinen Sonnstein. In stetiger, aber nicht allzu starker Steigung geht es in einen Sattel und nach links zur Hütte. Den Gipfel erreicht man dann in wenigen Minuten. Gehzeit ab Siegesbach eine Stunde.
Nun zurück in den Sattel und geradeaus weiter auf der roten Markierung. Nach dem Gegenanstieg geht es hinab, dann muss man relativ steil über felsiges Terrain auf den höchsten Punkt des Großen Sonnsteins. Gehzeit ab Kleinem Sonnstein 1¼ Stunden. Der Abstieg erfolgt direkt nach Süden; auf der roten Markierung braucht man bis Ebensee abermals 1¼ Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/18.06.2011)