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Milivoj Asner hat unter dem Namen Georg Aschner in Kärnten gelebt.

Foto: ap/Gert Eggenberger

Milivoj Asner ist mit 98 Jahren in einem Klagenfurter Pflegeheim eines natürlichen Todes gestorben. Das berichtet die "Kärntner Tageszeitung". Asner stand bis zuletzt auf der Liste der zehn meistgesuchten Kriegsverbrecher des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem. Er hatte die Vorwürfe stets bestritten und war niemals ausgeliefert worden. Asner verstarb am 14. Juni in einem Pflegeheim der Caritas, bestätigte der Kärntner Caritas-Direktor Viktor Umelko am Montag auf Anfrage der APA.

Der 1913 geborene Kroate soll als ehemaliger Polizeichef in der kroatischen Stadt Pozega von 1941 bis 1945 für die Deportation und Ermordung Hunderter Serben, Juden sowie Sinti und Roma verantwortlich gewesen sein.  Asner lebte unter dem Namen Georg Aschner unbehelligt in Klagenfurt, wo ihn ein Reporter der britischen "Sun" während der Fußball-EM 2008 bei einem Gang über die Klagenfurter Fanmeile aufspürte. Der Journalist beschrieb ihn als rüstig und geistig klar.

Hierzulande wurde im Jahr 2004 gegen Asner ein Inlandsverfahren wegen des Verdachts des Völkermordes eingeleitet, 2005 erfolgte ein Auslieferungsantrag Kroatiens. Wegen des gesundheitlichen Zustandes Asners wurden aber alle Verfahren eingestellt. Man hätte das Verfahren schon vor Jahrzehnten führen können, viele Archive mit Kriegsakten seien jedoch erst in den späten 90er Jahren geöffnet worden, hieß es seitens der Justiz. Österreich lieferte den in Kärnten lebenden Asner nicht an Kroatien aus, weil ihm mehrere Gutachten - zuletzt im Mai 2010 - Vernehmungsunfähigkeit wegen Demenz attestieren.

Vorwurf: Handlanger Nazi-Deutschlands

Asner wird vorgeworfen, hoher Funktionär des Ustascha-Regimes, das in Kroatien von 1941 bis 1945 als Handlanger Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italien für Gräueltaten und Massenmorde verantwortlich war, gewesen zu sein. Nach der kommunistischen Machtübernahme flüchtete Asner nach Österreich, wo er im Jahr 1946 die Staatsbürgerschaft erhielt.

Der am 21. April 1913 im slawonischen Kurort Daruvar geborene Asner selbst beteuerte, dass er im Zweiten Weltkrieg lediglich ein "Verwaltungsbeamter" gewesen sei. Wie sein Anwalt Günther Fornara im Jahr 2008 mitteilte, sei Asner "nie Angehöriger einer Polizeieinheit oder der Ustascha-Bewegung" gewesen. Asner hatte jedoch im Jahr 2004 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" selbst davon gesprochen, nur Monate nach einem Praktikum an der Bezirkshauptmannschaft von Pozega zum Polizeichef gemacht worden zu sein. Vertraute hätten ihm hinter verschlossenen Türen im Schnellverfahren beigebracht, was ein Polizeichef anno 1941 können musste.

Er soll die österreichische Staatsbürgerschaft verloren haben, als er Anfang der 1990er Jahre in seine Heimat zurückkehrte und die kroatische Staatsbürgerschaft beantragte. Asner lebte bis zuletzt unter dem Namen Georg Aschner in Klagenfurt.

Zu Asners Fürsprechern zählte auch der frühere Landeshauptmann Jörg Haider (BZÖ). In einem Gespräch mit der DER STANDARD äußerte sich Haider im Jahr 2008 lobend über die "nette Familie". Asner sei "seit Jahren ein Klagenfurter Bürger, der friedlich bei uns lebt". "Er soll seinen Lebensabend bei uns verbringen dürfen." Ein Wunsch, der jetzt seine Vollendung gefunden hat. (red/apa)