Budapest - Begleitet von Schimpfchören rechtsradikaler Gruppen haben am Samstag in Budapest etwa 1.500 Schwule, Lesben und Transsexuelle für gesellschaftliche Gleichberechtigung demonstriert. Ein starkes Polizeiaufgebot schirmte die DemonstrantInnen der alljährlichen Gay-Pride-Parade von den rechtsradikalen GegendemonstrantInnen ab. Als die etwa 100 RechtsextremistInnen an einem Punkt des Demonstrationszugs den Polizeikordon durchbrechen wollten, setzten die BeamtInnen Pfefferspray gegen sie ein.

Der Marsch spielte sich in gespannter Atmosphäre ab, wie das Online-Nachrichtenportal "origo" berichtete. Kurzfristig wurde die Route der Parade geändert, um eine Konfrontation mit den GegendemonstrantInnen auf dem zentralen Verkehrsknotenpunkt Oktogon zu vermeiden. Die GegendemonstrantInnen kamen so nicht in direkten Kontakt mit der Parade, bewarfen aber die diese abschirmenden PolizistInnen mit Glasflaschen. Die TeilnehmerInnen des Marsches stellten sich in diesem Jahr besonders gegen jene Passage der neuen ungarischen Verfassung, die die Ehe ausdrücklich als eine Verbindung zwischen Mann und Frau definiert.

Zwei Österreicher festgenommen

Nach Angaben der Österreichischen HoschülerInnenschaft (ÖH) wurden auf dem Weg zurück zu ihrem Bus von "Neonazis" mit einem "bestialisch stinkendem Spray" attackiert. Nach Eintreffen der Polizei hätten die rechtsradikalen Angreifer die Sachlage jedoch umgekehrt geschildert und behauptet, sie seien selbst angegriffen worden. Daraufhin seien die zwei Österreicher festgenommen worden. Die beiden sind inzwischen wieder freigelassen wurden.

Die Grüne Europasprecherin Ulrike Lunacek verurteilt die Vorfälle rund um die Parade in Budapest. Die Vorsitzende der Intergroup für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen im Europäischen Parlament forderte die Regierungen - "und insbesondere die ungarische" - auch auf, sich offen für sexuelle Minderheiten und gegen Homophobie einzusetzen.

In der ungarischen Hauptstadt wird nach Angaben von "origo" seit 16 Jahren ein Aufmarsch der Homosexuellen veranstaltet. Während diese in den ersten Jahren friedlich verliefen, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Zwischenfällen mit rechtsradikalen Gegendemonstranten. Besonders schwer waren die Ausschreitungen im Jahr 2009, als zwölf PolizistInnen durch Wurfgeschoße verletzt und 57 Personen festgenommen wurden. (APA)