Christoph Waltz.

Foto: ZDF

In einem Dorf im Harz verschwindet ein 15-jähriges Mädchen. Schnell wird der suspendierte Lehrer Hans Kortmann verdächtigt. Der hat schließlich schon einmal ein Mädchen umgebracht und musste dafür jahrelang ins Gefängnis.

Am Montagabend um 20.15 Uhr sitzt er im ZDF-Krimi "Das Geheimnis im Wald" aus dem Jahr 2008 auf der örtlichen Polizeiwache und diktiert seine Bedingungen: Wenn er überhaupt was sagt, dann nur zu Kommissar Steffen Gellhagen (Pierre Besson), der ihn damals ins Gefängnis gebracht hat.

Ein klassisches Duell also zwischen Kommissar und Mörder, ein Katz- und Mausspiel. Damit so etwas sehenswert wird, muss entweder die Geschichte sehr gut sein oder müssen die Darsteller brillieren - am besten natürlich beides. Gut, dass der verdächtige Lehrer von Christoph Waltz gespielt wird. Vor seinem Welterfolg "Inglourious Basterds" (2009) hat er in vielen deutschen TV-Produktionen die mehr oder weniger Abartigen, aus der Gesellschaft Ausgestoßenen gegeben - und damit ist nicht seine Darstellung von Roy Black gemeint.

Im Nachhinein fragt man sich, warum Hollywood nicht früher bei ihm angeklopft hat. Den (natürlich unschuldig verurteilten) Lehrer Kortmann spielt Waltz mit einer solchen Intensität, dass er seine Mitspieler allesamt zu Nebenfiguren degradiert.

Die Story ist ohnehin nicht zu gebrauchen. Die Mutter der Vermissten ist selbstverständlich die Jugendliebe des Kommissars, ihr Exmann hampelt so offensichtlich als Mörder durch die Gegend, dass es langweilig ist. Und der Opa stapft mit dem ewig gleichen grimmigen Gesichtsausdruck durch den Wald, in dem es übrigens auch gar kein Geheimnis gibt. (Birgit Baumann/DER STANDARD; Printausgabe, 22./23.6.2011)