Thomas Trenkler

Salzburg - Jürgen Flimm, seit Herbst 2001 Schauspielchef der Salzburger Festspiele, wird seinen Vertrag, der im Herbst 2004 ausläuft, nicht verlängern. Ihm folgt für die Jahre 2005 und 2006 Martin Kusej nach, der mit seiner bejubelten Don Giovanni-Inszenierung die Eröffnungspremiere der Ära von Intendant Peter Ruzicka bestritten hatte: Seine Bestellung soll in der Sitzung des politisch besetzten Festspielkuratoriums am 28. Mai abgesegnet werden.

Für den Abgang von Jürgen Flimm gibt es mehrere Gründe: Der Regisseur gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Intendanz der Ruhr-Triennale, deren erste Ausgabe von Gerard Mortier, Ruzickas Vorgänger in Salzburg, konzipiert wurde. Seinem Kontrahenten Franz Xaver Ohnesorg werden kaum Chancen eingeräumt: Der Exintendant der Berliner Philharmoniker besitzt keine Theatererfahrung.

Ruzicka, der Flimm nach Salzburg geholt hatte, soll auch keinen Versuch unternommen haben, den viel beschäftigten Regisseur bis 2006 zu halten: Den Gerüchten zufolge sei die Beziehung der beiden eine sehr kühle gewesen, eine Zusammenarbeit habe es so gut wie nicht gegeben. Hinzu kommt, dass dem Schauspiel künftig nur eine eher marginale Rolle zugestanden wird. Denn 2005 steht das Kleine Festspielhaus, das bis zum Mozart-Jahr 2006 umgebaut wird, nicht zur Verfügung: Ruzicka muss mit den Opernproduktionen ins Landestheater beziehungsweise in die Felsenreitschule ausweichen; Theaterinszenierungen finden nur im Stadtkino und in Hallein auf der Pernerinsel statt. Und 2006 steht ganz unter dem Motto Mozart: Ruzicka zeigt im Landestheater vier Jugendopern des Salzburger Genies.

Kusej hingegen, der kein Interesse bekundete, das Wiener Volkstheater zu leiten, soll Salzburg als Sprungbrett erachten: Er wird als Nachfolger von Tom Stromberg gehandelt, dessen Vertrag als Chef des Hamburger Schauspielhauses 2005 ausläuft.

Ruzicka erhofft sich von der Bestellung Kusejs, wie er gegenüber dem ORF betonte, eine engere Verbindung von Oper und Schauspiel. Er wünscht sich, dass Kusej nicht nur die Funktion des Schauspielchefs ausübt, sondern jeden Sommer auch selbst ein Stück inszeniert. Heuer wird der im Vorjahr begonnene Mozart-Zyklus von Nikolaus Harnoncourt und Kusej fortgesetzt - mit der Premiere von La Clemenza di Tito am 6. August in der Felsenreitschule.

Der 42-jährige Regisseur arbeitet seit seinen Anfängen am Schauspielhaus Graz und am Staatstheater Stuttgart eng mit dem Bühnenbildner Martin Zehetgruber zusammen. Sein Hauptinteresse gilt österreichischen Autoren: Am Burgtheater inszenierte Kusej Grillparzers Weh dem, der lügt! (1999), Schönherrs Glaube und Heimat (2001) und Horvaths Glaube Liebe Hoffnung (2002). Österreichische Dramatiker sollen auch im Spielplan der Festspiele besonders berücksichtigt werden, kündigt Ruzicka an.

Die überraschende Meldung aus dem Vorjahr, dass Kusej 2004 für die Bayreuther Festspiele Parsival in Szene setzen wird, ist seit wenigen Tagen überholt: Die Produktion wurde wegen Unstimmigkeiten mit der Festspielleitung abgesagt.