Graz - Der Kampf der Grazerinnen um eine dritte Gynäkologin auf Krankenschein geht weiter. Obwohl die Klientel für Gynäkologie zu 100 Prozent weiblich ist, gibt es in Graz 21 männlich und nur zwei weiblich besetzte Kassenstellen für Gynäkologie.

Bereits 1999 und 2002 verabschiedete der steirische Landtag einstimmige Beschlüsse zur Anhebung der Gynäkologinnenrate - bisher allerdings ohne Wirkung. Als im November 2002 evident wurde, dass eine weitere Kassenstelle an einen Mann gehen solle, obwohl die weibliche Kandidatin über eine Zusatzqualifikation in psychosomatischer Medizin verfügt, gab es massive Proteste vom Grazer Frauenrat, einem Gremium, dem über 70 Frauenorganisationen aus allen Parteien und Konfessionen angehören - DER STANDARD berichtete.

Verzögerungstaktik Die steirische Gebietskrankenkasse (GKK) stellte sich daraufhin auf die Seite ihrer Beitragszahlerinnen, während die Ärztekammer ein Schiedsgericht erzwang. Seither wartet man auf die Einberufung einer Schiedskommission, denn die Ärztekammer übermittelt ihre Stellungnahme seit Monaten nicht an den Kommissionsvorsitzenden.

Nun soll eine zweite Kassenstelle ausgeschrieben werden. Die Grazer Frauenbeauftragte Dani Jauk ist mit ihrer Geduld am Ende. In einer gemeinsamen Protestnote mit dem Frauenrat fordert sie die Besetzung beider Stellen mit Frauen. "Selbst falls nun die zweite Stelle weiblich besetzt wird, ist das keine prinzipielle Lösung des Problems, sondern nur ein weiteres Herumdoktern an einem lauwarmen Kompromiss", ist Jauk überzeugt. Es müsse vielmehr eine Bevorzugung von Ärztinnen stattfinden, bis zumindest die 50-Prozent-Quote erreicht sei.

Gesetzesentwürfe unzureichend

Doch solange Gesetzesentwürfe auf Bundesebene unzureichend auf geschlechtsspezifische Chancengleichheit überprüft würden, sieht Jauk schwarz für eine Verbesserung. Als Reaktion auf ihren Brief an den ehemaligen Frauenminister Herbert Haupt (FPÖ) bezüglich der neuen Reihungskriterienverordnung, die im Falle der Gynäkologinnenproblematik zum Tragen käme, erfuhr die Frauenbeauftragte wenig Erbauliches: Künftig, so hieß es, könne bei Bewerbungen bei Punktegleichstand über eine Bevorzugung von Frauen "nachgedacht werden". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe 22.5.2003)