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Wien - Wo Menschen arbeiten, sind Fehler unvermeidlich, betont die Krankenhausexpertin und Management-Kybernetikerin Maria Pruckner: eine einfache Wahrheit, die - Stichwort Kunstfehler - auch für Ärzte und alle anderen Spitalsmitarbeiter gelte. Der man sich auch dort offensiv stellen solle.

Fehlermanagement

"Ich schlage vor, im Qualitätsmanagement, wie es im Spitalsbereich bereits betrieben wird, mit einem Fehlermanagement zu beginnen", sagt Pruckner aus Anlass der derzeit im Burgenland akuten Kunstfehlerdebatte. Sie zieht einen Vergleich mit anderweitigen Sicherheitsvorkehrungen: In jedem Spital rechne man damit, dass ein Feuer ausbrechen könne. Darauf sei man eingestellt.

Fehlervermeidungs- und Bewältigungssysteme

Ganz ähnlich, so Pruckner, könnte man die Fehlervermeidungs- und Bewältigungssysteme aufbauen: Von der Spitalsverwaltung über das Pflegepersonal und die Ärzte bis hin zu den Patienten und Angehörigen.

Im Burgenland hatte der ehemalige Leiter der Pathologie im Krankenhaus Oberwart, Wolfgang Pflanzl, in dem Buch "Tatort Spital" über das Totschweigen missglückter Behandlungen berichtet. In der Folge hatte sich - neben Landespolitikern - auch Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) zu Wort gemeldet. Mit der Forderung nach einer Untersuchungskommission: eine "Politikerpflicht" zur Klärung vergangener Ereignisse, wie die "Expertin für das Management komplexer Systeme" meint.

Beschwerdestelle mit Untersuchungsauftrag

Zukunftsgewandt und präventiv hingegen könnte die Schaffung eines neuen "Anwalts für Gesundheitsberufe - sozusagen eines Fehlervermeidungsanwalts" wirken. Einer "unabhängig wie ein Richter" agierenden Ombudsperson für das gesamte Krankenhauspersonal. Parallel zum Patientenanwalt würde so eine Beschwerdestelle mit Untersuchungsauftrag entstehen, sodass "einlangende Berichte von Pflegern oder Ärzten über vermutete Kunstfehler oder Schwachpunkte im Behandlungssystem gründlich untersucht werden können".

Gründlich, aber anonym: "Es gilt, mögliche Vernaderungsaktionen hintanzuhalten", meint Pruckner, die selber Krankenschwester war. Den im Krankenhaus Arbeitenden jedoch, so ist sie überzeugt, würde der Fehlervermeidungsanwalt starke Entlastung bieten. Im Zuge ihrer Projekte an Spitälern - zum Beispiel in Niederösterreich - habe sie beim Krankenhauspersonal "immer nur große Angst vor Fehlern" erlebt. Wurschtigkeit sei die absolute Ausnahme. (Irene Brickner, DER STANDARD Prinatausgabe, 22.5.2003)