Der ehemalige Bundesliga-Vorstand Reinhard Nachbagauer (rechts) und der Ex-Praesident des FC Tirol Martin Kerscher vor Beginn des Prozesses.

Innsbruck - Der FC Tirol-Prozess um ausständige Spielergehälter ist am Donnerstagnachmittag in Innsbruck fortgesetzt worden. Insgesamt 14 Profifußballer hatten die ehemalige FC Tirol-Führung auf die Zahlung ausstehender Gagen von rund einer Million Euro geklagt. Als Zeugen wurden am Donnerstag der ehemalige Bundesliga-Vorstand Reinhard Nachbagauer und der Ex-Manager des FC Tirol, Robert Hochstaffl, einvernommen. Die Verhandlung wurde auf 8. Juli vertagt.

Keine Maßnahmen zur Sanierung

Nachbagauer wurde zur finanziellen Lage des FC Tirol in Zusammenhang mit der Lizenzerteilung befragt: Gegen Ende der Spielsaison 2001/02 sei die finanzielle Lage des FC-Tirol "richtig prekär" gewesen. Bereits in den Jahren zuvor habe die Bundesliga "hohe" Geldstrafen von dem Verein verlangt. Bestimmte Vorgaben seien nicht erfüllt und ein Reorganisationsprüfer von der Bundesliga hinzugezogen worden. Laut Nachbagauer seien vom Verein zu wenig Maßnahmen gesetzt worden, um das negative Eigenkapital abzubauen.

Bereits in den beiden Spieljahren vor dem Entzug der Lizenz im Juni 2002 habe die Bundesliga auf Grund des negativen Eigenkapitals des Vereines Haftungserklärungen vom damaligen FC-Tirol-Präsidenten Othmar Bruckmüller verlangt. Einen anderen Nachweis über die Deckung habe es nicht gegeben. Man habe zwar über den Inhalt der Erklärungen, aber nicht über die Realisierung gesprochen, sagte Nachbagauer. Über die Bonität von Bruckmüller seien Informationen eingeholt worden.

Konto-Verwirrung

Warum es nicht zur Einzahlung der Eigenkapitalzulage von 4,5 Millionen Euro gekommen sei, könne sich Nachbagauer nicht erklären. Es sei vereinbart worden, das Geld auf ein Konto bei der Raiffeisenlandesbank Tirol zu überweisen. Bruckmüller habe Sorge gehabt, dass das Geld nicht widmungsgemäß verwendet werde. Daher habe man vereinbart, die Summe auf ein anderes Treuhandkonto einzuzahlen. Bruckmüller habe behauptet, das Geld aufgetrieben zu haben.

"Pünktlich wurden die Gehälter fast nie bezahlt", erklärte Hochstaffl bei seiner Befragung. Bruckmüller habe mehrmals vor den Spielern und ihm selbst zugesagt, die ausstehenden und zukünftigen Gehälter sowie die "Globalgelder" zu bezahlen. Auch Kerscher hätte in einer Vorstandssitzung erklärt, dass er bei Liquiditätsengpässen "Geld in der Hinterhand habe und Zahlungen leisten würde". Nach seiner Amtsübernahme habe Kerscher im Zuge der Lizenzerteilung Haftungserklärungen geleistet.

Positive Fortführungserklärung

2001 habe die Tiwag durch die Firma "Rice Waterhouse" sowie die K.P.M.G. die Finanzbegehrung des Vereins überprüft. Dabei sei man - wie der Reorganisationsprüfer - zum Ergebnis einer positiven Fortführungserklärung gekommen, die sich auf die Haftungserklärung und Besicherung von Bruckmüller gestützt habe. Bezüglich der Bonität Bruckmüllers habe Hochstaffl im April 2002 erfahren, dass "Bruckmüller für eine halbe Milliarde Schilling gut sei".

Am 8. Juli sollen Ex-Präsident Martin Kerscher sowie sechs Spieler einvernommen werden, erklärte der zuständige Richter des Arbeitsgerichtes, Johann Bergmann, am Ende der Verhandlung. (APA)