Eines Tages erwachte Thomas K. aus unruhigem Schlaf und rief laut: "Verhaften! Verhaften den Kerl! Ab in die Bastille! L'Etat c'est moi!". Dann, unter dem Zureden seiner Gattin, beruhigte er sich etwas, aber schon auf dem Weg ins Amt sagte er zum begleitenden Hofrat: "Entlassen! Das auf jeden Fall. Hofrat, setz ein Manifest auf: ,An meine Völker!'. Es ist mein allerhöchster Wille . . .". Inzwischen war man auf dem Ballhausplatz angelangt. Thomas K. warf einen Blick hinüber zum Palais Metternich: Ausräuchern das ganze Nest wäre am besten. Die Prätorianergarde rufen und . . . Den römischen Kaiser Claudius, den hatten sie auch für ein harmloses, hilfloses Tschapperl gehalten, bis er mit diesen Verrätern abrechnete. Oder Wilhelm II., wie er Bismarck, den "eisernen Kanzler", einfach abservierte. Mit solchen Gedanken war Thomas K. vor seinem Amtszimmer angekommen. Da wartete bereits der Skribent vom Eidgenössischen Boten. Eine Eingebung durchzuckte Thomas K.: Nein, er würde das ganz elegant machen. "Kommen Sie, mein Lieber", sprach er zum Schweizer, "ich möchte Ihnen die Unterschiede zwischen unseren Verfassungen erklären . . .". Die Tapetentür schloss sich lautlos hinter ihnen. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.5.2003)