München/Wien - Eine von der HVB und der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) gegründete Initiative soll jetzt verhindern, dass private Gläubiger Argentiniens in den bevorstehenden Umschuldungsverhandlungen im Vergleich zu institutionellen Investoren benachteiligt werden. Die Interessen der Kleinanleger sollen in einer irischen Zweckgesellschaft, der Argentine Bond Restructuring Agency (ABRA) gebündelt werden, die zu diesem Zweck gegründet wurde.

"Wir wollen die Investoren zusammenbringen, um sie zu einem gewaltigen Machtfaktor zu machen", sagt Chefverhandler Adam Lerrick zum STANDARD. Der Investmentbanker und Berater für internationale Wirtschaftspolitik für das Joint Economic Committee im US-Kongress wurde mit der Führung der Gespräche mit Argentinien betraut. Konkret ist vorgesehen, dass die ABRA die Argentinien-Anleihen der Privatanleger einsammelt und dafür Zertifikate ausgibt. Die ABRA wendet sich an insgesamt 600.000 Anleihenbesitzer, davon rund 200.000 aus Zentraleuropa, die ein Volumen von etwa acht Milliarden Dollar halten. 150.000 Anleihenbesitzer kommen aus Deutschland und über 50.000 aus Österreich.

Zertifikate

Anleger können nun ihre Bonds zwischen dem 12. Mai und dem 17. Juni über ihre Bank in die ABRA einbringen und erhalten im Gegenzug Zertifikate. Nach Abschluss der Verhandlungen bekommen sie für das Zertifikat neue Anleihen, deren Konditionen vom Verhandlungsergebnis abhängen. Überwacht wird der Prozess von einem internationalen Advisory Board unter der Leitung des ehemaligen Präsidenten der deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer. Auch der ehemalige österreichische Finanzminister Ferdinand Lacina gehört dem Advisory Board an.

"Die DSW arbeitet mit der HVB zusammen, weil sie selbst nicht über die Möglichkeiten verfügt, eine Umschuldung durchzuführen", sagt Ronald Siebel Managing Director der HVB. Die HVB übernimmt bei der Transaktion weitgehend Verwaltungsaufgaben. Sie fungiert unter anderem als Treuhänderin und als Depotbank. HVB-Direktor Siebel rechnet damit, dass die Initiative "Summen vertreten wird, die deutlich im Milliardenbereich liegen".

Blockierung

Die schärfste Waffe sei aber, laut Adam Lerrick, die Blockierung des Umschuldungsprozesses. Dieser Dienst sei jedoch nicht kostenlos. Die Anleger zahlen erst, wenn die Umstrukturierung vollzogen und die ABRA-Zertifikate in neue Argentinien-Anleihen zurückgetauscht sind. Die Kosten bestehen aus einer fixen Gebühr von 1,3 Prozent des Nennwertes, plus einer erfolgsabhängigen Gebühr für das Verhandlungsteam. Sollten die Verhandlungen mit Argentinien zu keinem Ergebnis führen, bekommt der Anleger seine Anleihen kostenlos zurückgetauscht. (Judith Grohmann, DER STANDARD, Printausgabe 22.5.2003)