Fokus nachträglich verschieben

Foto: Lytro

Lytro, ein Start-up aus Silicon Valley rund um den 31-jährigen Forscher Ren Ng ist drauf und dran, die Digitalfotografie auf den Kopf zu stellen. Eine seit einigen Jahren in Entwicklung befindliche Technologie ermöglicht es, den Fokus von Fotos nachträglich zu ändern. Mit Hilfe einer Finanzspritze von 50 Millionen US-Dollar plant das junge Unternehmen noch Ende 2011 eine spezielle Kamera auf den Markt zu bringen, erste Prototypen wurden bereits einer ausgewählten Fachschaft zum Test übergeben.

Keine unscharfen Bilder mehr

Laut New York Times werde die Technologie bereits als das nächste große Ding auf dem Sektor gefeiert. Erstmals könnten sich Fotografen rein auf die Bildkomposition konzentrieren ohne dabei auf das korrekte Schärfen Rücksicht nehmen zu müssen. Als Beispiel hierfür kann ein Foto von einer Menschenmenge herangezogen werden, bei der für gewöhnlich nur die Personen im Vordergrund oder jene im Hintergrund scharf aufgenommen werden. Lytros Technologie erlaubt es, diesen Fokus per Software im Nachhinein zu verändern.

Geheimnis: Mehr Licht

Ng, der das Konzept zu einer derartigen Kamera erstmals in seiner Doktorarbeit 2006 erläuterte, benötigte dafür eine Kamera, die weitaus mehr Licht von vielen verschiedenen Winkeln einfängt, als ein herkömmlicher Apparat. Dabei kommt ein spezielles "microlens array" zum Einsatz, das wie eine Fülle gebündelter Linsen multiple Bildinformationen aufnehmen kann. Ein neuartiger Lichtfeldsensor verarbeitet indes erstmalig komplette Lichtfelder - die Farben, die Intensität und die Richtungsvektoren aller Lichtwellen im erfassten Bildausschnitt. Letztere Information kann mit traditionellen Kamerasensoren überhaupt nicht erfasst werden, die einfach sämtliche Lichtwellen als eine einzige Lichtstärke aufzeichnen.

Die gesammelten Rohdaten werden anschließend in einer ebenfalls eigens entwickelten Software aufbereitet und für nachträgliche Änderungen bereitgestellt. Negativen Einfluss auf die Auflösung von Bildern habe die Technologie nicht.

Für Endkonsumenten

Lytro zufolge habe die Technologie auch den Vorteil, dass kein Schnappschuss mehr durch die Verzögerung durch die Fokussierung verpasst werden müsse. Zudem erlaube der Sensor auch die Aufnahme von 3D-Bildern, die sich dann auf einem entsprechenden 3D-Bildschrirm ansehen lassen. Zu welchem Preis man die ersten Kameras verkaufen wolle, verriet das Unternehmen noch nicht. Allerdings ziele man auf den Consumer-Markt ab. Lizenzieren wolle man seine Erfindung nicht, anstelle dessen würde man alles aus einer Hand fertigen und die Kameras selbst und über Händler wie Amazon vertreiben. (zw)

Interaktive Demo: