Wien - Geld hat nicht allein Tauschwert - vor allem in historischer Zeit kamen noch ein wichtiger Propaganda- und sogar Bildungsfaktor hinzu: In einer bis 16. Oktober laufenden Sonderausstellung zeigt das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums "Glanzstücke" der klassischen griechischen Münzprägung zwischen dem 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und dem Beginn des Hellenismus. Die Münze wird dabei nicht nur als das erste Massenmedium der Geschichte präsentiert, sondern auch als ein "kleines Bilderbuch des Bürgers", wie Michael Alram vom Münzkabinett erklärte.

Denn die Münze, die sich "explosionsartig" im Mittelmeerraum ausbreitete, fungierte nur primär als Zahlungsmittel. Daneben erkannte man rasch, dass sie durch ihre einzigartige Verbreitungsform als Träger von Geschichten und Mythen und damit als Identitätsstifter von Bedeutung war. "Götter, Menschen und das Geld der Griechen" heißt deshalb die Schau, die gemeinsam mit dem Münzkabinett Winterthur entstanden ist. Die chronologische Reihung der Münzen widmet sich Themen wie Pflanzen und Tierdarstellungen, dem Niederschlag der griechischen Mythologie auf Edelmetall sowie der Münzprägung im persischen Reich.

Rekonstruierter Gegenwert

Die Drachme wird dabei nicht nur in ihren verschiedenen Größenverhältnissen eingeschätzt: Tabellen geben auch darüber Auskunft, was man sich für die guten Stücke kaufen konnte. So betrug der Taglohn eines Tischlers rund eine Drachme, ein paar Schuhe kostete eine Dritteldrachme, für die Akropolis gab das reiche Athen mehr als fünf Millionen Drachmen aus. Das Prägerecht hatten dabei zahlreiche Städte - starke wirtschaftliche Beziehungen sind unter anderem daran zu erkennen, dass ähnliche Techniken und Motive verwendet wurden. Gleichzeitig war das Prägerecht Ausdruck von Autonomie und Freiheit. "Diese identitätsstiftende Wirkung der Währung können wir ja auch heute beobachten, wenn wir an die Einführung des Euro denken", so Alram.

Die Kooperation mit Winterthur ist nicht die erste wissenschaftliche Zusammenarbeit der beiden numismatischen Einrichtungen. Für das Schweizer Haus, wohin die Schau im Herbst weiterwandert, stellt die Kooperation "einen der glorreichsten Höhepunkte" des laufenden Jubiläumsjahres zum 150-jährigen Bestehen dar, wie Direktor Benedikt Zäch betonte. Gemeinsam hat man zur Ausstellung auch einen Katalog herausgebracht. (APA/red)