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"Show-Effekte, Schauspielereien und Proteste sind weitgehend Männern vorbehalten", so die Studien-Autoren der TU München.

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Pünktlich zur Frauenfußball-WM kommen nun Differenzen zwischen dem Fußballgebaren von Frauen und Männern zur Sprache. Sportwissenschaftler der TU München legten am Mittwoch eine Studie vor, in der sie nachweisen, dass beim Frauenfußball einzelne Unterbrechungen wie etwa Auswechslungen und Torjubel deutlich kürzer auftreten als bei Männern. Besonders nach Verletzungen bleiben Männer deutlich länger am Boden. In ihrer Studie haben sie 56 Fußballspiele hinsichtlich Ort, Zeit und Dauer jeder Spielunterbrechung ausgewertet. Die Conclusio der Wissenschaftler: Männer inszenieren sich viel stärker beim Fußball als Frauen.

Eine Minute Torjubel

Grundsätzlich sind Unterbrechungen Teil eines jeden Fußballspiels und können unter Umständen sogar länger als die eigentliche aktive Spielzeit dauern. Die einzelnen Unterbrechungen allerdings sind bei Männern wesentlich länger. So hält der Torjubel bei Männern fast eine Minute an, während die Frauen nur etwa halb so lang feiern. Das Auswechseln dauert bei Männern mit 45 Sekunden fast 10 Sekunden länger als bei Frauen. Besonders auffallend sind die Unterschiede bei Verletzungsunterbrechungen, heißt es in der Studie: Hier bleiben Männer 30 Sekunden länger am Boden. Insgesamt ist das Spiel der Frauen zwar öfters unterbrochen, wird aber fast immer viel schneller wieder fortgesetzt, als das bei den Männern der Fall ist.

Martin Lames von der TU München erklärt dies so: "Generell ist bei Männern der Gedanke der Inszenierung viel stärker ausgeprägt als bei den Frauen, bei denen offensichtlich das Spiel an sich im Vordergrund steht." Show-Effekte, Schauspielereien und Proteste seien weitgehend den Männern vorbehalten. Lames: „Der Grund dafür könnte sein, dass die Spiele der Männer generell vor mehr ZuschauerInnen und mit höherer medialer Aufmerksamkeit ausgetragen werden."

Unterbrechung als taktisches Mittel

Malte Siegle, Doktorand am Lehrstuhl, ergänzt: "Wir konnten sogar den Beweis führen, dass Männer die Unterbrechungsdauer als taktisches Mittel einsetzen. Wie an vielen Stammtischen vermutet wird, lässt man sich in Führung liegend nachweislich mehr Zeit als bei Unentschieden oder sogar bei Rückstand. Dieses Verhalten finden wir bei Frauen überhaupt nicht."

Den Forschern geht es eigentlich darum, herauszufinden, wie Fußballspiele strukturiert sind, damit sich SpielerInnen darauf vorbereiten können. Sie haben dafür die Methode  „Case-by-case Analyse von Spielunterbrechungen" entwickelt. Der Vergleich zwischen Herren- und Damenfußball entstand dabei lediglich aks Nebenprodukt des Forschungsprojekts. (red)