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China ist der größte Wachstumsmarkt für Luxusmode. Dies schlägt sich auch im Going public Pradas in Hongkong nieder.

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Der globale Markt für Luxusprodukte befindet sich in Expansion. Italienische Modehäuser, wie etwa der Mailänder Trendsetter Prada und der Nobelschuhhersteller Ferragamo aus Florenz nutzen den Trend für ihre Börsengänge.

Prada hofft, mit dem IPO (Initial Public Offering) in Hongkong bis 1,5 Milliarden Euro zu kassieren. Der erste Handelstag ist heute, Freitag. Ursprünglich erwartete Prada-Chef Patrizio Bertelli einen Erlös von rund zwei Milliarden Euro. Ferragamo peilt bei dem zum Monatsende geplanten Going public in Mailand einen Erlös von gut 400 Millionen Euro an.

Prada und Ferragamo wollen mit den Börsengängen unter anderem ihre Expansion in China finanzieren, wo sich der Markt für Luxusgüter gemäß Branchenexperten bis 2015 auf 20 Milliarden Euro verdoppeln soll. "Die nötige internationale Expansion muss finanziert werden", begründet Professor Armando Branchini, Präsident des Mailänder Fachverbandes Altagamma, das Going public der Modehäuser. Altagamma vereint die wichtigsten italienischen Luxusunternehmen. Der Präsident erwartet bis Jahresende weitere Börsengänge in der italienischen Luxusbranche. Versace will ebenfalls an die Börse.

Gedämpfte Stimmung

Pradas Börsengang in China wurde allerdings mit gedämpfter Stimmung aufgenommen. Grund war die Nervosität auf dem Aktienmarkt in Hongkong. Da die italienische Quellensteuer für die ausgeschütteten Dividenden auch gegenüber chinesischen Aktionären gilt, war die Nachfrage niedriger als erwartet. Hingegen konnte das wesentlich kleinere IPO von Ferragamo bestens platziert werden. Anders beim Daunenjackenhersteller Moncler: Kurz vor dem geplanten IPO des Unternehmens wurden die Börsenpläne zurückgezogen. Das französische private Equity-Unternehmen Eurazeo kaufte 45 Prozent des Kapitals von Moncler für 611 Millionen Dollar (430 Mio. Euro).

Aber nicht nur die Expansion des Retailhandels in China und Südamerika, auch die Gründung neuer E-Commerce-Plattformen benötigt Kapital. Gucci hat kürzlich Millionen für einen neuen Online-Handel ausgegeben. "Da eigene Plattformen für Amerika, für Asien oder Europa nötig sind, besteht hier ein großer Finanzbedarf", erläutert Branchini.

Mehrere italienische Luxusfirmen sind in Mailand bereits gelistet. Dabei haben der Nobelschuhhersteller Tod's, aber auch das Brillenunternehmen Luxottica die Krise blendend überstanden und genießen sozusagen eine Sonderkonjunktur. Andere Luxusunternehmen wie Giorgio Armani oder Ermenegildo Zegna können es sich leisten, auf Börsengänge zu verzichten. Sie können sich selbst finanzieren.

Für manch ein Unternehmen - etwa für den Schuhkonzern Geox, aber auch den Strickwarenhersteller Stefanel, ist die Börse jedoch kein Erfolgsstory. Beide Unternehmen notieren unter ihrem Ausgabekurs. Für andere Modeunternehmen, wie etwa Mariella Burani Fashion Group oder den ehemaligen Modekonzern Finpart, endete das Going public fatal. Beide Konzerne machten pleite und wurden vom Börsenzettel gestrichen.

Während der Luxussektor in Italien stark fragmentiert ist, haben die Franzosen bereits seit Jahren ihren Fokus auf Konzentration gesetzt. Die zwei Protagonisten LVMH und PPR haben 2010 glänzende Ergebnisse verzeichnet und sind auf weiterem Expansionskurs.

Luxus-Multis in Frankreich

LVMH hat seine Beteiligung bei Hermes auf 20,2 Prozent aufgestockt und konsolidiert diese inzwischen in der Bilanz. Eine Kooperation mit Hermès wird aber von der Familie Thomas, Mehrheitseigentümer von Hermès, strikt abgelehnt.

LVMH hat unter anderem auch die italienische Modefirma Fendi übernommen und im Frühjahr 2011 den italienischen Accessoires- und Schmuckhersteller Bulgari aus Rom geschluckt. Seit Jahren kursieren Gerüchte, wonach LVMH an Giorgio Armani Interesse hat.

Der französische Handels- und Luxusgüterkonzern PPR will sich von seinen verbliebenen Handelsaktivitäten vollständig trennen und sich künftig ganz auf Luxus- und Lifestyle-Marken konzentrieren. Dabei strebt Konzernchef François-Henri Pinault vor allem eine Expansion im Sportartikelbereich an. Unter anderem kontrolliert PPR den Sportschuhkonzern Puma. Und der Gucci-Konzern aus Florenz zählt zu den wichtigsten Beteiligung des Franzosen. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2011)