Los Angeles - Nach 16 Jahren auf der Flucht haben US-Behörden am Mittwoch den vom FBI zu den zehn meistgesuchten Verbrechern des Landes gezählten Bostoner Gangster James "Whitey" Bulger gefasst. Ihm wird unter anderem Beteiligung an 19 Morden vorgeworfen. Den Beinamen "Whitey" hat der 81-Jährige seinen weißen Haaren zu verdanken.

Bulger sei am frühen Abend in einem Haus im kalifornischen Santa Monica festgenommen worden, teilte ein Polizist mit. Den entscheidenden Tipp haben die Behörden demnach einer Öffentlichkeitskampagne mit TV-Spots zu verdanken.

Bulger sollte am Donnerstag einem Bundesrichter in Los Angeles vorgeführt werden. Die Anklage wird wahrscheinlich die Punkte Mord, Verschwörung zum Mord, Rauschgifthandel, Erpressung und Geldwäsche umfassen.

Der Mann gilt als ehemaliger Kopf der berüchtigten Bostoner Winter Hill Gang und war Vorbild für mehrere Bücher. Regisseur Martin Scorsese inspirierte er zu dem Film The Departed (2006).

Bruder William in der Politik

Bulger war seit 1995 auf der Flucht. Er soll damals von einem Ex-FBI-Agenten gewarnt worden sein. Er gilt als brutal und skrupellos. Sein Bruder William war 18 Jahre lang Präsident des Senats von Massachusetts und 1996 bis 2003 Präsident der University of Massachusetts. William Bulger behauptete stets, praktisch keinen Kontakt zu seinem Bruder gehabt zu haben. 2003 legte er jedoch sein Amt auf Druck von Mitt Romney nieder. (sda, spri; DER STANDARD; Printausgabe, 24.6.2011)