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Der Stein ist die Waffe der Schwachen. Palästinensische Jugendliche werfen ihn bei Protesten auf gepanzerte Fahrzeuge, auf Soldaten und auf die israelische Polizei. Auch der Israelit David besiegt in der Bibel den Riesen Goliath mit einer Steinschleuder. Eine Heldentat, für die er bewundert wird. Doch von Helden spricht heute kaum jemand, wenn erzürnte Demonstranten Steine werfen. Die Täter werden systematisch fotografiert, ausgeforscht und mitten in der Nacht von der Polizei abgeholt.

Genau das ist dem 33-jährigen Taer passiert. Am 5. Juni - als Palästinenser aus Syrien zum zweiten Mal den Grenzzaun zu Israel durchbrechen wollten - war er einer von vielen Drusen aus den Golanhöhen, die auf der israelischen Seite protestiert und offensichtlich auch Steine auf Polizisten geworfen haben. Seitdem wurde er zwei Mal verhaftet. Nach seiner Festnahme am Dienstag treffe ich seine Ehefrau Saffa. Sie arbeitet in einem kleinen Restaurant als Köchin. Viel geschlafen habe sie nicht, sagt sie. Ich habe Glück und sie kann Mittagspause machen. Wir setzen uns auf einen Tisch und ich bitte sie, mir die Geschichte zu erzählen. Sie beginnt mit der ersten Festnahme.

„Um 3:30 in der Früh sind sie gekommen und haben an der Tür geklopft. Ich, mein Mann und die Kinder waren schon wach, weil wir mitbekommen haben, dass die Polizei zuerst beim Haus seiner Eltern war. Ich habe die Tür aufgemacht und sie haben sofort begonnen alle Schränke zu durchwühlen." Weil sie das T-Shirt wollten, das Taer auf ihren Fotos anhatte, erklärt sie. Danach haben sie ihn mitgenommen und verhört, aber bald wieder frei gelassen. „Mit der Auflage, dass er 10 Tage lang nicht nach Majdal Shams zurück darf", sagt Saffa und schüttelt den Kopf. Warum sie in nochmal festgenommen haben, frage ich. „Sie meinten, es gibt neue Fotos die ihn beim Steine werfen zeigen."

Jetzt sei er gemeinsam mit den anderen in Nazareth vor Gericht, wo er wahrscheinlich wegen Angriff auf einen Beamten verurteilt wird. Saffa hat Angst, dass es ab jetzt so weitergeht. Mehr Festnahmen und als Reaktion wieder Demonstrationen und Steine. Und danach wieder Festnahmen. Steine werfen rächt sich.

Ist der Steinwurf ein emotionaler und symbolischer Akt, der einem Soldaten ohnehin keinen Schaden zufügen kann, oder ein lebensgefährlicher Angriff? „Wir waren alle am Grenzzaun und haben gesehen, wie israelische Soldaten in die Menge schießen. Ich verstehe die Wut. Die Menschen dort wollten einfach nur, dass dieses Töten aufhört", meint Taysir Maray, Direktor der Organisation „Golan for Development", zu dem Vorfall.