Wien - "Derzeit werden hinter den Kulissen Regierungswebseiten geknackt", ließ die Hackergruppe LulzSec am vergangenen Montag auf Twitter wissen. Alle Geheiminformationen, derer die Hacker habhaft werden können, sollen danach veröffentlicht werden. "E-Mails, Dokumente, einfach alles", erklärten die Computerknacker.

Beschrieben wird dieser angekündigte Großangriff mitunter mit Begriffen wie "digitaler Jihad" oder "Cyber-Vandalismus". Doch wer genau steckt hinter den seltsamen Hackerverbünden? Und was bezwecken sie?

"Diese Erklärungen über die Informationsfreiheit sollen sämtlichen Hackern Legitimität geben. Damit wird eine Art Überbau geschaffen, um Angriffe nicht nur auf Regierungssysteme zu rechtfertigen, sondern ganz gezielt auch auf Banken oder Großkonzerne", sagt Alexander Klimburg, der Cybersecurity-Experte des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (OIIP) in Wien. Ideologisch gesehen seien diese Hackergruppen weniger idealistisch als nihilistisch orientiert, erklärt Klimburg, der zuletzt an einem Cybersecurity-Bericht für das Europäische Parlament mitgeschrieben hat.

"Eure Security - ein Witz"

Als Erste "auf dem Markt" war die Hackergruppe "Anonymous", die seit etwa drei Jahren aktiv ist und vor allem 2010 von sich reden machte, als sie die Finanzdienste von Paypal, Visa und Mastercard störte, weil diese keine Spenden für die Enthüllungsplattform Wikileaks mehr annahmen. LulzSec hat sich erst in den vergangenen Monaten in die Öffentlichkeit katapultiert. Der Name bedeutet Loads of Laughs Security, will heißen: Eure Security ist ein Witz.

Ab wann handelt es sich um Cyberterrorismus? Für Klimburg dann, wenn es Schäden gibt: "Es muss keiner sterben, damit ein Cyberangriff als Terrorismus gewertet werden kann. Wenn ein Land zwei Tage keinen Internetzugang hat, wird nicht unmittelbar jemand getötet. Aber der ökonomische Schaden ist groß, und vielleicht stirbt tatsächlich jemand in weiterer Folge." (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2011)